Never stop
"Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andere, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben." Ein seltsames Gefühl jetzt schon vom Abschied zu berichten. Momentan bin ich nämlich noch in Namibia, allerdings in der Hauptstadt Windhoek. Vor knapp einer Woche habe ich, gemeinsam mit meiner Mitfreiwilligen Franziska (die schon sicher in Deutschland angekommen ist) das Projekt verlassen und habe momentan die Möglichkeit hier in der Hauptstadt ein Praktikum im Krankenhaus abzuleisten. Hier schonmal ein paar Impressionen Die letzten Tage, von denen ich nun ein bisschen berichten möchte, waren sehr spannend, anstrengend, erfüllend, aufregend und verwirrend zugleich. Nach den vielen Ereignissen der letzten Wochen, stand plötzlich unsere Abschiedsfete vor der Tür. Zwei Wochen später würden wir das Projekt verlassen und um nicht alles kurz vor knapp zu erledigen, hielten wir dies für einen guten Anlass uns offiziell im Kindergarten zu verabschieden. Genauer gesagt, wurde diese Fete als "Dankeschön" von einigen Eltern der Kinder organisiert. So kamen an einem Freitag, Mitte Juli, gegen 8 Uhr die ersten Eltern zum Schmücken, Organisieren oder Kochen vorbei. Bis 14 Uhr herrschte dann ordentlich Betrieb und Jeder wirkte sehr bemüht ein schönes Fest auf die Beine zu stellen. Nachmittags sind wir dann offiziell mit ein paar Spielen und ein paar Begrüßungslieder - die voller Freude von den Kindern gesungen wurden - gestartet, haben uns viel über unsere Zeit ausgetauscht und gemeinsam ein Festmahl verdrückt. Die Eltern haben wirklich viel Arbeit in den Tag gesteckt und auch durch eine Abschlussrede des Schulleiters habe ich das Gefühl bekommen, willkommen und angenommen gewesen zu sein. Nachdem noch einige gemeinsame Bilder geschossen wurden und wir auch den Kindern ein Erinnerungsfoto mit auf den Weg gegeben haben, bin ich dann gegen Abend erschöpft, aber sehr zufrieden ins Bett gefallen. Die folgenden Tage haben Franziska und ich dann, wann immer die Zeit es zuließ, fleißig an Abgeschiedsgeschenken geplant und gebastelt. Neben Hausaufgaben, Freizeitbeschäftigung und WM spielen (die wir zum Glück mit den Mädels im Hostel schauen konnten), blieb zum Glück noch etwas Zeit um unsere Ideen auszuarbeiten, denn die Arbeit auf dem Feld war bis Dezember erstmal erledigt. Ende Juli war es dann plötzlich Zeit sich zu verabschieden. Wie schnell die letzten Tage doch vergangen waren. Nachdem wir den Kindern Süßigkeiten, Erinnerungsfotos und Armbänder als kleines Dankeschön überreicht haben und auch den Sisters einen Brief, Schokolade und Erinnerungsfotos gaben, haben auch wir das ein oder andere Danke in Form einer Umarmung, in Form eines Briefes oder eben auch durch ein paar Tränen bekommen. Ich hatte ein seltsames Gefühl, dass so viele Monate vergangen sind und mein Alltag bald wieder anders sein wird. Ich bin aber wahnsinnig dankbar für die gemeinsame Zeit, die vielen Erfahrungen und dass ich etwas habe, dass mir den Abschied so schwer fallen lässt. Ich freue mich allerdings auch meine berufliche Zukunft weiter formen zu können und mich in Deutschland weiter zu engagieren. Vielleicht werde ich auch eines Tages wieder nach Iilyateko zuruückkehren. In den letzten Wochen ist mir besonders eine Erkenntnis präsent gewesen: Ich muss nicht genau und zu jeder Zeit wissen, wohin der Weg mich führt. Natürlich habe ich Träume, Ziele, Visionen und möchte diese auch aktiv gestalten - aber zwischendurch mal locker zu lassen, auf mich und nicht auf andere zu hören, und den Mut zu haben ein gewissen Risiko einzugehen - das kann die Lebensqualität und auch den Umgang mit den Mitmenschen doch deutlich verbessern. Viele Dinge mit denen ich anfangs Schwierigkeiten hatte, sehe ich mittlerweile als größtes Geschenk. Dabei geht es mir nicht um typisch europäisches oder afrikanisches Denken und handeln (wenn es so etwas überhaupt gibt) - aber darum einen guten Weg für mich zu finden, mit Menschen, Ideen und Lebensentwürfen die so unglaublich vielfältig sein können und im Endeffekt doch alle dasselbe Ziel verfolgen: Frieden zu haben - im und mit dem eigenen Leben und der Welt.
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Nicht mehr lange und mein Abenteuer Namibia neigt sich dem Ende zu. Ich werde Iilyateko gemeinsam mit meiner Projektpartnerin Ende Juli verlassen. Da sie aufgrund ihres Ausbildungsbeginn früher fliegt, bleiben mir noch zwei weitere Wochen, die ich in der Hauptstadt bei den dortigen Schwestern verbringen werde. Dabei kann ich mir ihre Tätigkeiten genauer anschauen und freue mich schon auf weitere Einblicke als "Praktikantin". Aber auch besonders in den vergangenen Woche habe ich hier oben im Norden viele neue Erfahrungen machen dürfen. Zwar dachte ich, ziemlich selbstzufrieden, ich hätte schon alles wichtige gesehen und kennengelernt - wurde aber, wie so oft, eines Besseren belehrt. Mitarbeit auf dem Feld Besonders die kühleren Monate Juni und Juli sind Erntemonate. Die Schwestern sind gemeinsam mit uns und der Hälfte aller Hostelmädels fast täglich aufs Feld gegangen, um gemeinsam unglaublich viele Bohnen und Wassermelonen zu ernten (und zu essen). Besonders aber Mahangu - eine Art Perlhirse - die hier zu den Grundnahrungsmitteln gehört wurde den ganzen Tag geerntet, geschnitten, sortiert, gesiebt und gemahlen - bis letztendlich ein mehliges Pulver entsteht, dass zum Kochen oder Backen verwendet wird. Es war erstaunlich zu sehen, wie viel Aufwand betrieben werden muss, bis das fertige Porridge auf dem Teller landet. Durch die Arbeit auf dem Feld konnte ich auch mit vielen Mädchen, die ich sonst nur ab und an sehe, in Kontakt kommen und ihre Geschichten und Persönlichkeiten noch einmal besser kennen lernen. Die meisten Kinder fühlen sich sehr wohl im Internat und im Zusammensein mit den Schwestern; mit einigen habe ich aber auch über Heimweh oder tägliche Streitigkeiten mit den anderen gesprochen und gemerkt: solche Gespräche hätte ich wahrscheinlich genauso in Deutschland geführt. Erkenntnis: Trotz unserer Verschiedenheiten sind wir alle im Endeffekt einfach nur Menschen, die im Frieden mit sich und der Welt sein wollen. Die Priesterweihe Ein besonderes Ereignis zu dem ich eingeladen wurde, war eine Priesterweihe Mitte Juni. Zusammen mit einigen Schwestern und ein paar Leuten aus der Umgebung und Kirche sind wir an einem frühen Samstag morgen losgefahren. Zu meinem Glück war mein Sitznachbar während der 2 stündigen Fahrt Teacher Franz, der neue Englisch Lehrer der gegenüberliegenden Schule. Wir hatten daher die Möglichkeit uns intensiv austauschen zu können - über das anstehende Fest, das Leben in Iilyateko, die Fußball WM, die politische Situation in Deutschland und Namibia - kurzum über Gott & die Welt. Ich fand es schön, so ein anregendes Gespräch zu führen und gleichzeitig mehr von meiner Umgebung wahrzunehmen. Am Ort des Festes angekommen, sind uns unglaublich viele Leute begegnet - an die 500. Zu meiner Überraschung waren auch zwei deutsche Freiwillige dabei. Zuvor sind wir uns einmal kurz beim Einkaufen während unseres Urlaubs im März begegnet. Sie leben mit auf dem Gelände der dort wohnenden Schwestern, arbeiten allerdings in der nahe gelegenen größeren Stadt für das rote Kreuz. Es war interessant sich über verschiedene oder ähnliche Erfahrungen austauschen zu können. Viel Zeit blieb bei dem Programm aber nicht. Gegen 9 Uhr startete die Messe, die zu meiner Freude bilingual gehalten wurde - auf Oshivambo und Englisch, da auch Gäste aus Sambia und Angola anwesend waren. Nach ca. 5 Stunden und vielen Erklärungen (wie beispielsweise das Salben der Hände des neuen Priesters) wurde der junge Mann namens Josef unter Tränen zum Priester geweiht. Voller Freude wurde gesungen, gefeiert und anschließend gegessen. Zu meiner Überraschung wurden auch wir Freiwilligen in den Speisesaal eingeladen, in dem eigentlich nur die Schwestern und Priester gemeinsam essen sollten. Alle waren uns gegenüber sehr freundlich und ich hatte das Gefühl auf einer Hochzeit zu sein. Zum Schluss haben wir selbstgebrautes Bier mit auf den Weg bekommen und gegen 20 Uhr bin ich hundemüde, aber mit einem sehr zufriedenen Gefühl ins Bett gefallen. Erkenntnis: Auch mit Leuten, denen ich zuvor noch nie begegnet bin, kann ich Freude und bereichernde Momente teilen. Christian life group competition Ein weiteres Ereignis, dass Ende Juni stattfand, war der Wettbewerb der sogenannten CLG - Christian Life Group. Von der Ordensführerin und unserer Mentorin, Sr. Magdalena, zu Zeiten in denen Namibia noch unter der Herrschaft Südafrikas litt, gegründet, setzte sich diese Initiative für arme oder benachteiligte Leute ein. Es wurde einiges an Spenden durch Tanzvorführungen, Gesangseinlagen und praktischer Mithilfe, wie bspw. beim Einkauf, zusammengetragen. An diesem Grundgedanken hat sich bis heute nicht viel geändert und ich war sehr froh, bei einem der Gesangwettbewerbe dabei sein zu können. Von überall aus der Umgebung kamen Schüler aus Grund- und weiterführenden Schulen zusammen, um sich im Gesang, in der "bible study" und beim "culture dance" zu duellieren. Leider haben wir erst recht spät am Abend, gegen 21 Uhr, starten können, da einige Gruppen spontan absagen mussten, was zu einem durcheinander der Schlafmöglichkeiten führte. Das hat die Mädels aber nicht davon abgehalten voller Freude die Begrüßungslieder mitzusingen und auch noch um 1 Uhr Nachts ihren Culture Dance zu präsentieren. Mich hat das ganze an meine Tanzgarde an Karneval zu Hause im Sauerland erinnert: jede Gruppe zeigte unterschiedliche Stärken und setzte verschieden Akzente - insgesamt stand aber die Freude am Tanz bzw die generelle Freude am Leben im Vordergrund - das hat mir ein Gefühl von Verbundenheit gegeben. Nachdem wir um ca 3 Uhr nachts hundemüde in unsere Betten gekrochen sind und bereits gegen 6 Uhr morgens wieder aufstehen mussten (bei 400 Leuten muss man sehr früh aufstehen, um zu duschen) haben Franziska und ich spontan entschieden doch nicht das ganze Wochenende zu bleiben, sondern am Nachmittag zu fahren - auch um Montag wieder fit für den Kindergarten zu sein. Zuvor haben wir noch eine der drei Reden gehört, die von Vertretern der Gruppen gehalten wurden. Dabei ging es zum Einen um den Glauben in unserer heutigen Zeit und eine damit verbundene Verantwortung. Zum Anderen wurde der Fokus auf die Bildung der Schüler gelegt - als Chance zu einem gelungenem Leben. Die Themen schienen sehr interessant - leider war die Hälfte des Saals aber immer noch ziemlich müde vom Vortrag. Beim Duft des leckeren Mittagessens wurden die meisten aber wieder wach und Franziska und ich haben uns, nachdem wir extra ein Lunchpaket mitbekommen haben, vorerst verabschiedet. Erkenntnis: Wieder einmal habe ich als "fremder Gast" festgestellt, dass mir überall - wenn ich denn achtsam genug bin und den Fokus nicht so sehr auf die Schwierigkeiten lege - hilfsbereite und gastfreundliche Menschen begegnen. Die Mädels haben leider nicht den erhofften ersten Platz belegt, waren allerdings insgesamt zufrieden mit dem Wochenende und ihrem gestärkten Gruppenzusammenhalt. Es ist Anfang Juni und die letzten Wochen waren sehr ereignisreich für mich. Da Ende April drei Wochen Schulferien auf dem Plan standen, haben wir Namibia Freiwilligen die Zeit genutzt, noch einmal das Land weiter zu erkunden und kennen zu lernen. Groß geplant wurde eine Rundreise durchs ganze Land. Wir haben wirklich viel erlebt und die Zeit genossen. Unterwegs haben wir uns mit vielen verschiedenen, engagierten Leuten unterhalten können, einen noch viel differenzierteren Blick auf dieses diverse, wunderschöne Land bekommen können und Einiges mehr über das Leben und die Mentalitäten der hier lebenden Menschen (besonders von solchen, die keine katholischen Schwestern sind) erfahren können. Ich habe gelernt, dass es überall verschiedene Meinungen und Erfahrungen gibt - diese Vielfalt aber stets eine Bereicherung darstellt, da wir im Kern doch alle irgendwie nur glücklich und zufrieden sein wollen. Und ich habe gelernt, dass es überall - an jedem Ort - Schatten und Lichtseiten gibt. Ich versuche stets beide Seiten zu sehen und zu zeigen, ohne aber zu vergessen, dass Probleme häufig von Menschen gemacht und demnach auch gelöst werden können. Im Projektalltag angekommen, ist mir schlagartig bewusst geworden, dass nur noch wenige Wochen bleiben, bis ich Mitte August wieder in Deutschland stehen werde. Das ist irgendwie seltsam schon an den Abschied zu denken - habe ich doch gerade erst das Gefühl, mich richtig eingelebt zu haben und angekommen zu sein. Die nächste Zeit wird sicherlich sehr schnell vergehen, was auch daran liegt, dass wir zu einigen Ereignissen - wie beispielsweise einer Priesterweihe, einer Abschlussparty im Kindergarten oder als Zuschauer bei einem Gesangswettbewerb der Mädels - eingeladen wurden. Ich bin schon sehr gespannt auf die kommenden Wochen und blicke auf den Abschied, zwar mit einem traurigen, aber auch positiven Gefühl - denn ich weiß, der Freiwilligendienst und mein Interesse für globale Zusammenhänge & interkultureller Kommunikation ist mit meinem letzten Projekttag noch lange nicht beendet. Mittlerweile ist tatsächlich schon die Hälfte meiner Zeit hier vergangen, was mir definitiv Anlass genug ist, kurz Zwischenbilanz zu ziehen und die vergangene Zeit ein wenig zu reflektieren - auch wenn es mir sehr schwer fällt das Erlebte in Worte zu fassen. Mit der Idee "etwas Gutes zu tun" und "da unten zu helfen" bin ich in den Freiwilligendienst gestartet, fühlte mich gut vorbereitet und bereit zu helfen. In Namibia angekommen haben sich alle meine Vorstellungen um 180Grad gewendet und ich wurde eines Besseren belehrt. Ich habe, häufig durch den nicht einfachen Austausch mit Organisation, Projektpartnerin, Projektstelle, den Menschen vor Ort oder auch beim Reisen, viele meiner Sichtweisen umgekrempelt. Mittlerweile weiß ich, ich kann und sollte hier niemals die Welt verändern, wohl aber in den Austausch treten kann, um zu erkennen, wie unglaublich viele Vorurteile in unseren Köpfen herrschen und dass globale Probleme eben überall zu finden sind, auch in Deutschland. Auch sehe ich nun einen Freiwilligendienst deutlich kritischer, besonders da viel häufiger ein Nord- Süd Austausch stattfindet und es schwer ist die gewünschte "Augenhöhe" zu erreichen" (wie wäre es z.B. einen erfolgreichen Businessman aus Namibia zur Tafel in einen Vorort Berlins zu schicken? Und wieso erscheint uns diese Idee befremdlich?) Ich habe zum ersten Mal das Gefühl kennengelernt fremd zu sein, aber nach einer gewissen Zeit auch herzlich und menschenwürdig aufgenommen zu werden. Ich hinterfrage nun viele mir damals selbstverständliche Dinge - beispielsweise was meine Herkunft bedeutet, welche Privilegien ich habe ohne etwas dafür getan zu haben, den (auch momentan in deutschen Medien häufig auftauchenden) Begriff "Heimat" und meine Sichtweisen durch Sozialisation und interkulturelle Zusammenhänge. Es gibt keine machtvollere Position, als sich nur als Mensch zu sehen und zu bestimmen was die Norm und was "Anders" ist . - critical whiteness Ich bin mir über viele Dinge aber weiterhin noch komplett im Unklaren und weiß auch, dass es wohl ein lebenslanges Lernen ist. Ich hoffe die restliche Zeit hier im Projekt weiterhin einen toleranten Umgang mit Allen zu pflegen und herauszufinden, wie die Sicht der Schwestern auf uns Freiwillige ist. Ich kann mir vorstellen, dass wir für sie auch einen Haufen Arbeit bedeuten. Neben solch komplexen Dingen, bin ich aber auch froh, die landestypischen Gerichte, Lieder oder auch die Umgebung kennenzulernen. Das war bis jetzt definitiv immer super spannend (wenn auch mein Geschmack nicht immer getroffen wurde) und bereichernd. Viele der Menschen und Kinder hier sind mir schon ans Herz gewachsen und ich möchte mich momentan noch nicht wirklich mit dem Thema Abschied befassen - habe ich doch gerade das Gefühl, langsam anzukommen. Mir ist es aber auch wichtig zu betonen, dass diese Sichtweisen ausschließlich auf meinen Erfahrungen beruhen - und meine Projektpartnerin oder die Schwestern oder Kinder hier wahrscheinlich was ziemlich Anderes erzählen würden. Allerdings habe ich trotzdem das Gefühl, dass uns Alle viel mehr Dinge - wie dem Streben nach Zufriedenheit und einem erfüllten Leben - verbinden, statt zu Trennen. Ich freue mich weiterhin auf die kommenden Wochen, die spannend werden, sich aber auch sicherlich zwischendurch ziehen werden. Da tut etwas Abwechslung gut. Die hatten wir letzten Freitag, da wir im Kindergarten einen Elternsprechtag hatten. Wir wollten uns den Eltern der Kinder vorstellen, erklären warum wir hier sind und auch von ihnen hören, was ihre Kinder so erzählen oder schlichtweg Fragen beantworten. Dazu haben wir sie Freitag morgens zu einem Treffen eingeladen, viel vorbereitet, organisiert und dekoriert und waren sehr erleichtert, dass es positiv aufgenommen wurde. Es wurde sehr interessiert nachgefragt und ich hatte das Gefühl, uns wurde Respekt entgegen gebracht, wenn auch einige Eltern skeptisch wegen einiger unserer Sichtweisen waren. Allerdings wurde auch viel auf Oshiwambo diskutiert, da manche Eltern so deutlich leichter mitsprechen konnten. Zu unserem Glück hat sich ein Vater bereit erklärt Alles zu übersetzen, was definitiv einfacher war. Allerdings war es ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass gerade über uns geredet wird und wir als einzige nichts davon verstehen oder wenig mitreden können (Oshiwambo ist eine schwere Sprache). Tatsächlich haben die Eltern sogar schon über eine mögliche Abschiedsfete im Juli für uns gesprochen, um so ihre Dankbarkeit zu zeigen, was ich wirklich super überraschend aber auch sehr schön fand. Wir haben nochmal besonders den Schwestern gedankt, die uns so freundlich unterstützen und betont wie toll es uns hier mit den Kindern gefällt. Insgesamt haben wir viele neue Eindrücke von den Eltern bekommen und hatten ein schönes Beisammensein. Heute ist das erste drittel des Schuljahres geschafft - das bedeutet auch Ferien! Für uns geht es auf eine Rundreise durch das Land - bis wir dann Ende Mai für unsere letzte Projektphase bis August zurück kehren. Nach 6 Wochen Projektzeit hieß es für uns Mitte März: Osterferien. Da alle Kinder aus dem Hostel nach Hause gefahren sind, waren die Schwestern einverstanden, dass auch wir Urlaub nehmen. Gesagt - getan. Gemeinsam mit Niclas und Helge haben wir uns auf den Weg gemacht und uns gefreut, endlich mehr von Namibia erkunden zu können. Zunächst haben wir Franziskas beste Freundin Anne in Okakarara besucht. Sie ist ebenfalls für ein Jahr hier, allerdings nicht mit mundus, sondern mit der Organisation volunta aus Bielefeld. Gemeinsam mit weiteren Freiwilligen (Einer von ihnen hat sich seinen Aufenthalt sogar komplett alleine organisiert und finanziert) arbeitet sie im Projekt "steps for children". Vormittags und Nachmittags werden hier Kinder aus verschiedensten Herkünften und Milieus betreut. Das heißt Hausaufgaben machen, lernen, spielen, basteln, Spaß haben - und den Kindern ein geschütztes, aufregendes Umfeld bieten. Dort arbeiten aber nicht nur Freiwillige, sondern auch einige Einwohner, die dann entweder ebenfalls die Kinder betreuen, sich um Akten und Dokumente kümmern oder kochen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von einer Deutschen, die mittlerweile nach Namibia ausgewandert ist und weiterhin die Leitung übernimmt. Finanziell wird das ganze von einem angrenzenden Guesthouse gestützt. Dort können Gäste bzw. Touristen in ihrem Urlaub kostengünstig unterkommen. Häufig interessieren sie sich auch für das Projekt und werden von den Freiwilligen herumgeführt, bekommen Erklärungen zu allen Fragen oder werden angehalten Souvenirs zu kaufen. So werden die größten Kosten des Projekts getragen. Die Idee ist nämlich, das Projekt nachhaltig zu gestalten - es sollte sich also im Endeffekt selber finanzieren. Ich finde die Idee sehr gut, besonders um interkulturelle Abhängigkeiten oder Machtverhältnisse so gering wie möglich zu halten - allerdings hapert es in der Umsetzung teilweise noch. Ich fand es sehr spannend, mich mit Anne und ihren Projektpartnern zu unterhalten. Zwar wohnen sie "nur" 6 Stunden von uns entfernt, haben aber völlig andere Eindrücke und Sichtweisen durch Projekt, Leitung und Umfeld. Wir haben deutliche Unterschiede beispielsweise an zur Verfügung stehenden Materialien, Einkaufsmöglichkeiten oder aber auch Kontaktmöglichkeiten festgestellt. Dennoch denke ich, dass weder das eine, noch das andere Projekt besser oder schlechter zu bewerten ist. Es ist halt einfach anders. Interessant war aber auch, dass wir alle eine ähnliche Meinung und Sichtweise hatten, als unsere Gespräche von komplexeren Themen wie politischen Zusammenhängen, interkultureller Kommunikation oder unserer Rolle im Freiwilligendienst handelten. Ich habe die vier Tage bei Anne besonders durch solche Gespräche als bereichernd empfunden. Natürlich durfte auch das Erkunden des Landes nicht fehlen, sodass wir einen Ausflug an das nahe gelegene waterberg plateau gemacht haben, was sich wirklich gelohnt hat. Ansonsten haben wir die restliche Zeit an der Küste Namibias - in Swakopmund - verbracht. Die Stadt liegt sowohl am Atlantik, als auch in der Wüste Namib, was ein wunderschönes, kontrastreiches Bild liefert. 1892 wurde die Küstenstadt von deutschen Kolonialisten offiziell "gegründet" (wobei ich denke, dass zu der Zeit sicherlich schon Leute dort gelebt haben) und viele Häuser sind noch im Kolonialstil vorzufinden, sodass wir das Gefühl hatten, wir befinden uns teilweise in Deutschland. Durch die koloniale Vergangenheit und das angenehme Küstenwetter (viel Sonne - aber auch ausreichend Wind) findet man den Großteil deutscher Auswanderer hier. Tatsächlich wurden wir von jeder zweiten Person, der wir begegneten, auf Deutsch angesprochen und zu unserer Freude gab es auch Einiges an gutem deutschen Essen (Rotkohl, Bratkartoffeln oder ein guter Bäcker haben unsere Herzen definitiv schneller schlagen lassen). Untergekommen sind wir im Skeleton Beach Backpackers, einem Hostel direkt am Meer gelegen. Wir hatten die Möglichkeit uns selbst zu verpflegen und waren super zufrieden mit der Austattung. Wie es der Zufall wollte haben wir dort sogar Freunde von Anne getroffen (die ebenfalls mit der Organisation volunta hier sind), uns viel miteinander ausgetauscht und einige neue Perspektiven bekommen. Swakopmund ist auch historisch sehr interessant, da die Stadt (direkt am Meer gelegen) als ein wichtiger Handels und Einwanderungsort galt. Heute ist sie einer der meist besuchten Touristenorte Namibias. Geschichtlich, kulturell aber auch ökologisch konnten wir viel über das Land dazulernen. Wir hatten die Möglichkeit eines von Namibias best ausgestatteten Museen zu besuchen - es hat sich sehr gelohnt. Durch entspannte Spaziergänge, genügend Schlaf und gutem Essen konnte ich wirklich einmal durchatmen und neue Motivation für die Arbeit sammeln. Es war schön nicht ständig aufzufallen und Niemandem gerecht werden zu müssen. Natürlich ist das Verhalten der Leute im Projekt verständlich und auch weiterhin nicht so schlimm, wie es vielleicht klingen mag - ich habe allerdings gemerkt, dass ich es den Kindern und Schwester irgendwie immer recht machen will (was natürlich nicht immer klappt) und ich mich dadurch im Projekt anders verhalte, als im privaten. Wahrscheinlich tue ich das auch, weil es mir wichtig ist, dass Vorurteile uns "Weißen" gegenüber hinterfragt werden. Komplexe Zusammenhänge, die erst richtig durch das Zusammentreffen zweier verschiedener Sichtweisen deutlich werden, sind leider oft nicht einfach oder sofort zu verstehen. Allerdings glaube ich weiterhin, dass so ein Freiwilligendienst sinnvoll, wenn auch nicht einfach oder perfekt durchzuführen ist. Denn Austausch, Kommunikation, Respekt und Verständnis stehen für mich an erster Stelle, wenn es darum geht, gemeinsam Probleme aus dem Weg zu räumen und Platz für Perspektiven zu schaffen. Bevor es dann wieder zurück in den Norden ging, haben wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei den Schwestern in Windhoek gemacht. Es war wirklich sehr schön sie für das Wochenende wiederzusehen und wir hatten uns viel zu erzählen. Tatsächlich bin ich ihnen noch einmal ganz anders begegnet, als den Schwestern bei uns in Iilyateko. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich mit ihnen in keinem Arbeitsverhältnis stehe und die Schwestern durch das Leben in der Hauptstadt eine andere Sicht auf die Dinge haben, als bei uns im Dorf. Es war spannend für mich, diese Unterschiede zu bemerken und auch zu realisieren, wie meine anfängliche Unsicherheit ihnen gegenüber gewichen ist. Am Samstag Abend kam sogar der Erzbischof vorbei, um mit uns gemeinsam die Osternacht zu feiern. Die Messe war wirklich sehr schön, da wir unter uns waren und ein großes Gefühl der Gemeinschaft entstand. Am Ostersonntag haben wir sogar ein paar Eier und Süßigkeiten bekommen, mussten uns allerdings - nachdem wir gemeinsam Waffeln gebacken hatten - schon wieder von den Schwestern verabschieden. Am frühen Montagmorgen angekommen und seit Dienstag wieder am arbeiten, bin ich ehrlich gesagt noch etwas platt. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich jetzt am späten Abend den Kindern während ihrer "study time" helfe, da sie im April wichtige Abschlussprüfungen haben und einige Klausuren anstehen. Ende des Monats ist das erste Drittel des Schuljahres schon geschafft und ich kann noch gar nicht so richtig glauben, dass auch bei mir bereits die Hälfte der Zeit vergangen ist. Nach 6 Wochen in meinem Projekt, habe ich definitiv schon so Einiges gelernt. Vor dem Start konnte ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen wie mein Leben in Iilyateko aussehen würde und jetzt habe ich das Gefühl, ich weiß schon wie das ganze Jahr weiterhin verlaufen wird. Die Tage hier sind momentan recht alltäglich, ich merke aber auch, dass ich Einiges nicht verstehe oder mich noch an Vieles gewöhnen muss. Beispielsweise an die Speisespezialitäten hier im Norden. Wir durften schon einige neue Gerichte oder Früchte probieren. Dazu zählt die Endunga Frucht, die an Palmen wächst und von der Konsistenz an Holz erinnert, tatsächlich aber wie Datteln schmeckt (ich bin mir ziemlich sicher, den Namen falsch ausgeschrieben zu haben). Die Kinder bringen uns auch häufig Beeren vom Feld mit, sogenannte Embe Beeren, die ebenfalls sehr süß schmecken und mich an klebrige Rosinen oder getrocknete Cranberries denken lassen. Snacks dürfen natürlich auch nicht fehlen und neben Bonbons und Lollis, lieben die Kinder NikNaks - kleine gepuffte Chips. Bei den Schwestern gibt es vor allem Oshifima. Dieser Porridgebrei wird aus dem Mehl der hier wachsenden Mahangu Pflanze hergestellt. Für mich schmeckt es tatsächlich nach Nichts und hat eine sehr sandige Konsistenz. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch daran gewöhnen werde und bin recht froh, dass Oshifima bei einigen Sisters hier ebenfalls nicht zum Lieblingsessen gehört. Wenn wir sonntags mit den Schwestern essen, gibt es ansonsten immer sehr fettiges Fleisch (ähnlich wie Chicken Wings und super lecker) oder Nudeln, Kartoffeln und Reis. Also einiges, was gut sättigt. Zu trinken gibt es Oshikundu (welches ebenfalls mit Mahangu Mehl zubereitet wird) und auch nicht meinen Geschmack trifft, da es sehr gärig ist. In das Oshikundu, aber auch in alle anderen Säfte und Getränke, wird sehr gerne einiges an Zucker gemischt, was alles deutlich besser schmecken lässt, aber für mich ebenfalls ungewohnt war. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass viele Mädels denselben Schmuck um die Hüften tragen. Die Ketten sollen die Frauen vor allem Bösen beschützen und sowohl Frauen als auch Kinder tragen diese immer bei sich. Neben den Ketten sehen wir auch häufig (besonders in der Kirche) die typisch pinken "nationalen" Kleider der Frauen (bei uns wären es wohl Dirndl). Für die Leute hier, gehört es sich auch, Jeden, den man trifft, zu Grüßen und nach dem Befinden zu fragen - was ich als sehr aufmerksam empfinde. So hält man häufig ein kleines Pläuschchen und ist meist gut informiert. Vieles klappt auch spontan, ohne großartige Absprachen. Zum einen sind die Leute definitiv entspannter und zuversichtlicher als ich es von zu Hause kenne, zum anderen kann man aber auch ohne konkretes Planen mit einigen Abenteuern rechnen. Ich möchte aber Betonen, dass meine Eindrücke natürlich nur einen kleine Teil des Landes und der Bevölkerung wiederspiegeln und es anderorts natürlich völlig verschieden sei kann (man denke in Deutschland z.B. an Bayern und Ostfriesland). An den Linksverkehr in Namibia habe ich mich mittlerweile gewöhnt und finde es spannend, dass hier viel gehitch hiked wird. Da dass Land so dünn besiedelt ist, sind öffentliche Verkehrsmittel im Norden teilweise nicht vorhanden. Ich kenne es auch aus dem Sauerland, dass man von Dorf zu Dorf mit dem Auto fahren muss, weil keine Busverbindungen bestehen oder die Straßen nicht gut ausgebaut sind. Nichts Neues also. Allerdings ist es hier Gang und Gebe, mit anderen Leuten mitzufahren. Da nicht Jeder ein Auto besitzt, halten die vorbeifahrenden Leute immer an und fragen, ob man mitgenommen werden möchte. Zuerst empfand ich das als befremdlich und einschüchternd, habe aber mittlerweile nur gute Erfahrungen damit gemacht. Da es hier für die Leute normal ist, sind alle sehr freundlich, man bezahlt den Fahrer dann quasi wie bei einem Taxi und muss keine Angst haben, dass etwas passiert. Ich weiß nicht, ob so etwas in Deutschland jemals Normalität werden könnte, finde die Idee aber spannend und natürlich besser für die Umwelt. Auf der Arbeit ist es momentan nicht immer einfach für uns. Die Kinder wollen oftmals lieber schlafen und uns fehlen häufig Materialien um das Lernen spannender zu gestalten. Haben wir eine Idee, möchten wir sie natürlich mit Sister Kaleke absprechen. Allerdings spricht sie nur ein paar Brocken Englisch und da wir nur einige Wörter in Oshiwambo kennen, kommen wir meist zu dem Entschluss, dass wir einander sowieso nicht verstehen. Das finde ich unglaublich schade und frustrierend. Die Schwester meint zwar, wir können alles tun, was wir wollen, aber ich möchte mich eigentlich nicht so "über sie stellen" und gerne mit ihr gemeinsam planen und organisieren. Es ist also definitiv Geduld füreinander gefragt und ich hoffe wir finden noch heraus, wie wir uns am besten verständigen. Ansonsten war in unserer bisherigen Projektzeit der Besuch in Oshipeto ein kleines Highlight. Mitte Februar hatte Niclas Geburtstag, sodass wir die Jungs übers Wochenende besuchen konnten. Wir sind zu ihnen gehiked und waren in der nächstgrößeren Stadt (Outapi) einkaufen. Ich fand es sehr schön, zwischendurch etwas anderes als das Projekt zu sehen. Zwar gefällt mir das Projekt nach wie vor gut, allerdings sehen wir jeden Tag dasselbe und da wir in einem wirklich kleinen Dorf leben, kann es manchmal auch recht eintönig sein. Auf der anderen Seite gefällt mir der Kontrast zu dem sonst so beschäftigten Leben in Deutschland aber auch. Niclas Geburtstag haben die Schwestern aus Oshipeto ebenfalls mit uns gefeiert und sogar Kuchen und Cola verschenkt. Im Gegenzug haben wir Pfannkuchen gekocht, welche uns allen sehr geschmeckt haben. Interessant war auch, dass die Schwestern bei Geburtstagen keinen Kaffee und Kuchen am Nachmittag gewohnt waren. Sie wollten lieber Abends die Pfannkuchen mit uns essen, da es nachmittags noch zu heiß war und fanden die Idee absurd, so früh eine Mahlzeit zu essen. Definitiv ein witziger Unterschied. Es war auch schön, sich am Wochenende mit den dortigen Lehrern auszutauschen und mal wieder das ein oder andere längere Gespräch zu führen. Ich merke, dass mir der Austausch im Projekt momentan zu kurz kommt. Vielleicht ändert sich das auch noch, je länger wir da sind. Ansonsten beginnen Ende dieser Woche für die Kinder schon die zweiwöchigen Ferien und auch wir nehmen uns die Zeit, um das Land zu erkunden. Ich bin schon sehr gespannt darauf! Mittlerweile bin ich nun schon meine vierte Woche in Iilyateko und so langsam kehrt Alltag ein. Zwar ist es immer noch besonders für mich in einem anderen Land, mit neuen Leuten und Mentalitäten zusammen zu leben - einiges ist aber doch sehr ähnlich, besonders beim Arbeiten. Die anfängliche Bewunderung, wie viel die Kinder im Kindergarten schon wissen, hat sich leider als vorschnelles Urteil herausgestellt. Ich habe gemerkt, dass sie lediglich die Lieder auswendig gelernt haben (in denen dann beispielsweise von 1-10 gezählt wird). Zeigen wir ihnen aber eine Zahl und fragen welche es sei, sind die Kinder überfordert. So haben wir noch einiges vor uns und ich lerne mich definitiv in Geduld zu üben. Seit mittlerweile zwei Wochen unterrichten wir ausschließlich die Zahlen - zunächst auf Oshiwambo (ja - auch ich habe gelernt von 1 bis 10 zu zählen) und anschließend in Englisch. Da die Kinder zwischen drei und sechs Jahren alt sind, ist einiges noch sehr schwer für sie. Ich bin sehr froh, dass Sister Kaleke im Kindergarten tätig ist, da sie uns sprachlich sehr hilft und ich weiß, auch ohne uns werden die Kinder unterrichtet. Außerdem ist die Sister der Meinung, dass die Kinder auch Zeit für Spiele und eine eigene freie Entfaltung benötigen, sodass wir nicht mehrere Stunden am Stück im Klassenzimmer sind und die Kinder auch durch Spiel und Spaß motorische oder soziale Kompetenzen entwickeln können. Den Unterricht gestalten aber bis jetzt ausschließlich Franziska und ich, was ich als große Freiheit empfinde. Die Schwester ist für unsere Hilfe sehr dankbar, meint allerdings immer wieder :“you know how to teach“, oder „you are better teachers than me“. Bei diesen Aussagen fällt es mir schwer, ihr verständlich zu machen, dass ich gar nicht in besser oder schlechter kategorisieren will, nur nach meinem Gefühl und Wertesystem handele und auch froh über ihre Hilfe bin. Obwohl ich vorher noch nie mit dieser Altersklasse gearbeitet habe, macht es mir unglaublichen Spaß den Unterricht vorzubereiten und mit den Kindern zu lernen und zu spielen. Ich habe das Gefühl, auch die Kinder sind begeistert über neue Mitarbeiter und andere Methoden. Natürlich ist der Vormittag auch sehr anstrengend, besonders weil ständig jemand weint oder sich geprügelt wird, insgesamt gefällt mir die Arbeit aber gut. Um 12 Uhr werden alle Türen abgeschlossen und kurz gefegt, da wirklich überall Sand ist. Anschließend heißt es für uns Mittagspause, in der gekocht, gegessen und ansonsten entspannt wird. Meist solange, bis es an der Tür klopft - was nicht sehr lange dauert. Da wir direkt mit auf dem Gelände wohnen, gibt es immer irgendjemanden der ein Buch zum lesen haben will oder mit dem wir Spiele spielen sollen. Auch bei Hausaufgaben helfen wir, was sich bis jetzt aber in Grenzen hält, da die Kinder entweder nicht viel aufhaben oder keine Hilfe benötigen. Wir wurden auch schon von einigen Mädels gefragt, ob wir nicht die kompletten Hausaufgaben für sie machen können. Helfen tun wir ja gerne - aber so leicht wollen wir es den Kindern dann auch nicht machen. Zwar sind wir in sehr engem Kontakt zu den Hostelmädels, umso weniger sehen wir aber die anderen Schwestern. Da sie im Hostel, auf dem nahe liegenden Feld oder in der Krankenstation auf unserem Gelände arbeiten, haben auch sie ständig etwas zu tun. Gemeinsam mit uns wohnt eine angehende Schwester, Sr. Ursula, im Guesthouse. Ich habe aber das Gefühl, jeder lebt in seiner eigenen Welt und im Alltag begegnet man sich selten. Natürlich wird sich aber zwischendurch – und besonders sonntags beim gemeinsamen Essen – über alles ausgetauscht. Leider sprechen die meisten Schwestern nur sehr wenig Englisch und wir kein Oshiwambo, sodass es mit der Kommunikation noch häufig hapert. Auch bei organisatorischen Dingen fällt es noch sehr schwer, das Gewollte verständlich zu machen – umgekehrt verstehe ich manchmal aber auch überhaupt nicht, was gerade von mir verlangt wird. Jeder ist aber bemüht und häufig wird über Probleme hinweggelacht. Ich weiß auch, dass ich bei Fragen oder Problemen immer auf eine Schwester zugehen kann und habe sie auch ermutigt, dasselbe bei mir zu tun. Insgesamt sind einige Tage wirklich noch voller neuer Erfahrungen, andere
ziehen sich dagegen manchmal. Eben so wie es zu Hause auch oft ist. Nachdem wir gemeinsam in Oshipeto angekommen sind, dort Franziskas Sachen gepackt, mit den Schwestern geplaudert und den Kindern gespielt haben, haben wir uns am 2. Februar auf den Weg nach Iilyateko gemacht. Genauer gesagt, wurden wir von einer Schwester aus Iilyateko (Sister Nandjilah) abgeholt. Der Weg dorthin war sehr abenteuerlich, da die Schwester noch nicht lange Auto fährt und wir einen Shortcut durch den Busch genommen haben. Es ging also über riesige Wiesen, Schotterstraßen und vorbei an vielen Tieren. Nach ca. 1 Std Fahrt hatten wir das Dorf Iilyateko und die dortige Schule erreicht. Kurz dahinter liegt das Hostel Gelände, welches nun erstmal mein neues Zuhause sein wird. Am Eingang hatten sich alle Hostelkinder versammelt und einige Willkommenslieder für uns gesungen. Sobald wir ausgestiegen sind, kamen uns die restlichen Schwestern entgegen und begrüßten uns herzlich. Einige Mädels haben sogar ihre landestypischen Kleider für uns angezogen oder Willkommensbilder bzw Plakate gemalt. Wir wurden voller Freude empfangen und waren total begeistert von diesem Start. Nachdem alle 90 Mädels unsere Hand geschüttelt und ihre Namen genannt hatten, wurden wir von Sister Nandjilah herum geführt. Das Hostel ist ausschließlich für Mädchen vorgesehen, die teilweise aus der Umgebung, teilweise aber auch aus weit entfernten Großstädten kommen. Auf dem Gelände befinden sich verschiedene Häuser mit Zimmern für die Kinder, die je nach Klasse und Alter getrennt sind. Zudem gibt es eine große Dining Hall, in der die Kinder gemeinsam essen und am Wochenende Fernseh schauen können. Neben dem Schwesternhaus und der Kirche, befindet sich in Iilyateko auch eine kleine Krankenstation, die auch für die Leute aus der Umgebung gedacht ist. Anschließend wurde uns Sister Reginalda, oder wie die Kinder sie nennen Sister Kaleke (=süß, da sie den Kindern wohl gerne Süßigkeiten mitbringt), vorgestellt. Sie ist verantwortlich für den Kindergarten, indem wir jeden Tag von 8 Uhr bis 12 Uhr arbeiten werden. Der Kindergarten liegt mit auf dem Gelände und verfügt über 2 Klassenräume. Anders als in Deutschland, werden die Kinder hier schon im Kindergarten auf die Schule vorbereitet. Die Amtssprache in Namibia ist Englisch, sodass auch in der Schule ausschließlich Englisch gesprochen wird und man daher versucht, den Kindern früh einige Grundlagen beizubringen. Die Klassenzimmer waren voller bunter Plakate von Zahlen und Buchstaben, bis hin zu Wochentagen und Jahreszeiten. Und natürlich habe ich einiges an Spielzeug, wie Teddybären, oder Memoriekarten und eine Rutsche gesehen. Die Kinder kommen aus der Umgebung des Dorfes, sodass sowohl Jungen als auch Mädchen von uns unterrichtet werden. Zwar können wir ihre Muttersprache Oshiwambo nicht, dafür haben wir aber Schwester Kaleke, die uns gerne hilfreich entgegenkommt. Uns wurde erzählt, dass wir die Nachmittage relativ frei gestalten können, aber natürlich Zeit mit den Hostelkindern verbringen sollten, mit ihnen Hausaufgaben machen, Spiele spielen oder einfach nur quatschen. Zum Schluss wurde uns unser Haus gezeigt, was speziell für Gäste eingerichtet wurde. Wir haben die Möglichkeit in getrennte Zimmer zu gehen, eine super ausgestattete Küche (nur der Toaster fehlt leider) und ein sehr modernens Bad. Das Haus ist sehr hell und hat sogar Moskitogitter vor den Fenstern. Insgesamt war ich super zufrieden mit dem ersten Eindruck und konnte mir vorstellen, mich hier schnell wohl zu fühlen. Anschließend hatten wir Zeit auszupacken und ich habe bereits ein paar mitgebrachte Fotos aufgehangen um mich wohler zu fühlen. Abends sind wir nach draußen gegangen und haben mit den Kindern gesungen, getanzt und uns noch einmal ordentlich vorgestellt und alle Fragen, mit denen wir bombardiert wurden, beantwortet. Das Wochenende ging schnell vorbei - wir wir vier haben gemeinsam Karten gespielt, uns viel über die Projekte und unsere Eindrücke unterhalten und mit den Schwestern gegessen. Am späten Sonntag Nachmittag wurden die Jungs wieder zurück nach Oshipeto gebracht und wir haben diese Gelegenheit genutzt, noch ein wenig einzukaufen. Da wir schon Nudeln, Reis, Eier, Kartoffeln, Toast, Tomaten und Möhren bekommen hatten, haben wir uns noch ein wenig Joghurt und Erdnussbutter gekauft. Damit waren wir gut eingedeckt für die erste Woche. Am Montagmorgen ging es dann endlich los mit unserer Arbeit. Wie geplant, wollten wir um 8 Uhr am Kindergarten stehen, doch plötzlich stand Sister Kaleke vor unserer Tür und meinte wir können auch erst um halb 9 kommen, da die meisten Kinder sowieso ein wenig später da sind und wir solange warten würden. Wir haben aber beschlossen dennoch um 8 Uhr zu gehen, um uns noch einmal genauer die Materialien anzuschauen und noch Informationen von der Schwester zu bekommen. Einige Kinder waren um diese Uhrzeit schon da und schauten uns neugierig aber noch schüchtern an. Um halb 9 wurde dann eine kleine Glocke geläutet, das Zeichen für die Kinder, dass es jetzt losgeht. Zunächst wurden ein paar Lieder gesungen, ein Gebet gesprochen und sich mit "good morning, how are you?" begrüßt. Anschließend sind wir in die Klasse gegangen und die Schwester hat mit den Kindern den Stoff von letzter Woche wiederholt. Das hieß Zahlen von 1-10, Wochentage und Jahreszeiten und einige Lieder. Ich war überrascht wie viel die Kinder schon wissen. Danach aber hieß es nur: "Ok- jetzt seid ihr dran", was uns doch irgendwie überrascht hat. Wir hatten doch gesagt, wir schauen zunächst zu und hatten natürlich auch nichts geplant. Vielleicht hatten wir uns da missverstanden. Nach der Ermutigung "Versucht es doch einfach mal", haben Franzi und ich sich ein paar Dinge aus den Fingern gesaugt und waren froh, als um 10 Uhr die Glocke für die einstündige Essens- und Spielpause läutete. Während der Pause wurden die Kinder schon mutiger und einige wollten kuscheln, haben unsere weiße Haut gezwickt, um zu sehen, dass sie rot wird oder haben Oshiwambo mit uns geredet, auch wenn wir nur selten ein Wort verstanden haben. Wir hatten zum Glück etwas Zeit unser weiteres Vorgehen zu besprechen, sodass wir nach der Pause, die motorischen Fähigkeiten mit den Kindern verbessern wollten. Dazu haben wir mit ihnen ein Wettrennen und Ball Fangen und Zuwerfen gemacht. Das hat ihnen sichtlich Spaß gemacht und viele waren total begeistert von dem kleinen, neuen Ball. Nicht nur die sprachliche Kompetenz, auch kognitive und emotionale Entwicklung, soziales Verhalten und motorische Fähigkeiten, werden später bei den Kindern auf den Zeugnissen stehen. Um kurz vor 12, klingelte dann die Glocke zum Singen, Beten und Verabschieden. Danach haben wir kurz alles durchgefegt, da wirklich überall Sand war, und alle Türen verriegelt. Der erste Vormittag war geschafft - und wir auch. Mit etwas mehr Vorbereitung sollte das Ganze aber leichter werden. Nachdem wir gekocht hatten, haben wir uns informiert, was die Kinder dieses Schuljahr lernen sollen. Das neue Schul/Kindergartenjahr beginnt - anders als in Deutschland - auch zu Beginn des Kalenderjahres. Wir konnten also von null starten. Dieses Jahr sind vorgesehen: Myself, My Body, Numbers, Colours, ABC, My Family & Home, My School, Animals, Plants and Water. Einiges also - wir haben allerdings auch noch viele Wochen vor uns. Nach kurzer Mittags- und Hitzepause, sind wir zu den Hostelkindern gegangen. Doch sie meinten, sie hätten keine Hausaufgaben auf. Also sind wir mit Springseilen und Kinderbüchern bewaffnet wiedergekommen. Die Kinder wollten uns zunächst aber ihre Spiele zeigen, statt unsere kennen zu lernen, sodass Franzi und ich alles mit und nachmachen sollten, was sehr interessant war. Abends haben wir dann gemeinsam gelesen, was den Tag zu einem guten Ende gebracht hat. Die kleinen Kinder (7-12 Jahre) müssen gegen 20 Uhr und die älteren Mädels (13-19Jahre) gegen 21 Uhr schlafen - und bereits um 5 Uhr aufstehen, damit sie bei den wenigen Duschen noch pünktlich für die Schule fertig werden. Da war ich doch recht froh, bis 7 Uhr schlafen zu können. Somit war der erste Tag geschafft und ich konnte mir gut vorstellen, wie das alles schnell zum Alltag werden würde. Ende Januar hatten wir unser Zwischenseminar in Tansania, in dem es darum ging, das letzte halbe Jahr zu reflektieren und sich auf das Kommende vorzubereiten. Wir waren insgesamt 28 Freiwillige, aus 4 verschiedenen Organisationen, was viel Gesprächs- und Diskussionsstoff geboten hat. Da wir alle Themen, die uns beschäftigt haben, auch im Seminar ansprechen konnten, sind Stichwörter wie interkulturelle Kommunikation, Rassismus, Armut und Gewissenskonflikte, Probleme bei der Arbeit oder der generelle Sinn eines Freiwilligendienstes sehr häufig gefallen. Ich habe die Woche als eine sehr intensive und anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Woche empfunden. Besonders der Austausch mit den Anderen und unseren Begleitern war super bereichernd. Im Nachhinein habe ich, zu Situationen oder Problemen die mir begegnet sind, deutlicher Position beziehen können, wenngleich der Umgang mit solchen Themen für mich auch lebenslanges Ausprobieren, Überdenken und Lernen bedeutet. Nach dieser Woche sind wir vier Freiwilligen, wieder in Namibia angekommen, Zunächst haben wir einen kurzen Zwischenstopp bei den Schwestern in Windhoek gemacht. An dem Tag waren leider nur wenige Sisters da, wie es der Zufall aber wollte, kamen 3 weitere Schwestern inklusive unserer Mentorin und Koordinatorin Sr. Magdalena einen Abend später an. Ich habe mich sehr gefreut, sie kennenzulernen. Sie hat uns für unser Kommen gedankt und wir haben lange mit ihr geredet. Für uns kam natürlich die Frage auf, warum die Schwestern beschlossen haben Freiwillige aus Deutschland aufzunehmen. Sie hat uns erklärt, dass es besonders gut und hilfreich für die Kinder sei, sich nur auf Englisch und nicht auf ihrer Muttersprache Ohiwambo zu unterhalten. Besonders meinte sie, dass wir aus zwei völlig verschiedenen Welten stammen und wie bereichernd sie es finde, in den Austausch zu kommen und voneinander zu lernen. Diese Worte haben mich beeindruckt und sind mir immer noch Motivation für mein Projekt. Später am Abend haben wir uns gemeinsam unsere Urlaubsbilder angeguckt. Die Schwestern waren total interessiert, ich habe aber gemerkt wie unangenehm es teilweise war, ihnen von einer so großen Reise zu erzählen. Denn auch wenn die Schwestern, meiner Meinung nach, schon einen recht guten Lebensstandard haben, ist mir klar, was für ein außerordentliches Privileg es ist sich frei bewegen zu können und die Möglichkeit und das Geld zum Reisen zu haben. Natürlich könnte man sagen, ich habe mir das Geld durch Arbeiten auch verdienen müssen, dennoch kann man so etwas nicht mit Menschen die vor Hunger und Armut flüchten, die von der Gesellschaft ausgestoßen werden oder die in Unterdrückung leben müssen auf eine Ebene bringen. Man könnte jetzt - um die Klischees rund um Afrika zu bedienen - auch meinen, dass die Menschen hier, obwohl sie so wenig haben, doch trotzdem so glücklich sind, aber auch das lässt sich für mich nicht mit existentiellen Sorgen und Nöten vergleichen, zumal dieser Satz das Geflecht sozialer, globaler und individueller Anforderungen und Problemen zu stark vereinfacht. Seit diesem Abend frage ich mich, wie ich mit meinen Privilegien besser umgehen kann. Wahrscheinlich werde ich weiterhin Reisen, mir über meine Klamottenwahl Gedanken machen, ins Café gehen oder mich selbst verwirklichen wollen - denn so bin ich es gewohnt. Ich möchte aber dankbarer werden, und überlegen ob mich materielle Dinge und Vergleiche mit Anderen (meist durch kapitalistischen Konsumwahn) wirklich beschäftigen sollten. Ob ich wirklich jeden Tag Fleisch essen muss, auch wenn das zur Misere in anderen Ländern beiträgt. Ob ich alles was ungewohnt und demnach "Anders" ist sofort missachte, oder erst einmal versuche zu verstehen. Oder ob ich versuche ein wenig Zeit in Menschen zu investieren, globale Zusammenhänge zu erkennen um dann gemeinsam Lösungen zu finden. Klingt alles besserwisserisch oder träumerisch - aber der Versuch ist es für mich wert auch wenn es das Ganze nicht einfacher macht. Ich bin dankbar für diese Erfahrungen, denn ich glaube, um solche utopischen Wünsche zu formulieren oder zu verstehen, muss ein Jeder erstmal direkt mit der Problematik konfrontiert werden. Am nächsten Tag sind wir dann hoch in den Norden gefahren. Nach 16 Std und einem kurzen Krankenhausbesuch (da Niclas' Magen rebellierte) sind wir in Oshipeto angekommen. Die dortige Schule und das Hostel bilden das Projekt von Niclas und Helge. Hier hat Franziska aber zuvor ausgeholfen, als Niclas und ich Visaprobleme hatten. Damit sie sich ordentlich verabschieden und alle Sachen packen konnte, sind wir zwei weitere Nächte in Oshipeto geblieben. Die 260 Kinder sind begeistert auf uns zu gerannt, wollten alle unsere Namen wissen und den ganzen Tag spielen. Den Freitag Morgen haben wir gemeinsam im Lehrerzimmer verbracht, um alles wichtige für das neue Schuljahr vorbereitet, d.h. Listen geschrieben, Stundenpläne erstellt und die ersten Unterrichtsmaterialien sortiert. Bei so vielen Kindern, eine lange Arbeit. Die Schwestern, die hier leben, haben uns auch sehr herzlich empfangen und uns alles gezeigt. Ich habe einen großen Unterschied zu der Hauptstadt wahrgenommen, da im Norden oftmals infrastrukturelle Schwierigkeiten bestehen - allerdings waren wir hier auch in einem Dorf. Am Wochenende wollten Franziska und ich gemeinsam in unser Projekt nach Iilyateko aufbrechen. Weil die Schwestern aber auch die Oshipeto Freiwilligen kennenlernen wollten, und die beiden Projekte nur ca 1 Std voneinander entfernt sind, haben wir das Wochenende zu viert in Iilyateko verbringen können. Mehr dazu später. Teil 2 Oftmals werden Freiwilligendienste besonders in Bezug auf Reisen sehr kritisch gesehen und als "Egotrips" abgestempelt. Dennoch habe ich mich entschieden, unsere Reise inklusive Bilder auf diesem Blog zu teilen und möchte dabei gleichzeitig meine Meinung zu dem Thema unterstreichen. Gehören Berichte von Sightseeing, Safari und Co überhaupt zu meinem Freiwilligendienst? Dass solche Erlebnisse nicht im Vordergrund stehen sollten ist klar, dennoch bin ich froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, mein Blickfeld zu erweitern. Mein Projekt befindet sich ziemlich abgeschieden im Norden Namibias, man könnte es quasi als kleines Dorf bezeichnen. Natürlich kann ich mit meinen dortigen Erfahrungen Rückschlüsse auf das Land, das Leben und die Mentalität in Namibia und im Süden Afrikas schließen. Ein allumfassendes Bild abzugeben und auf Fragen wie "Was sind denn Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Namibia und Deutschland?" zu antworten, ist aber umso schwerer, je eingeschränkter mein Blickfeld ist. Besonders aufgefallen auf unserer Reise ist mir, wie schnell ich sonst die Dinge, Länder oder Menschen aus nur einer Perspektive betrachtet habe. Und wie schnell wir uns mit unserer Sichtweise über die Meinungen der Anderen stellen. Mit dem Gedanken "da unten zu helfen" bin ich in mein Jahr gestartet. Wie sollte es auch anders sein, bei den Bildern die man tagtäglich in den Nachrichten oder in Spendenaufrufen für Afrika sieht. Höre ich das Wort Afrika, fällt mir nicht direkt ein ganzer Kontinent, sondern zunächst nur Wörter wie Armut, Entwicklung oder Hunger ein. Natürlich gibt es viel zu viele Menschen die hier Hunger leiden müssen und herunterspielen möchte ich das auch nicht. Mir geht es aber darum solche Bilder kritisch zu hinterfragen, denn eben diese Bilder wird es auch in Deutschland, China oder den Vereinigten Staaten geben. Und eben diese Bilder zeigen nur eine Facette des Lebens. Zugegeben war ich dann trotzdem überrascht, als wir auf der Reise Coca-Cola Stände an jeder Ecke, Menschen mit Smartphones oder riesige Supermärkte (die sogar größer waren, als das was ich von zu Hause gewohnt bin) entdeckten. Von dem Gedanken mein Dienst sei Entwicklungshilfe, messbar an gefüllten Kindermägen oder neuen Schulmaterialien, habe ich mich mittlerweile verabschiedet. Und auch den Begriff entwicklungspolitisch betrachte ich mittlerweile als unglücklich gewählt. Daher bin ich froh, dass auch meine Organisation diesen Dienst eher als Lerndienst definiert, indem es hauptsächlich um die interkulturelle Kommunikation gehen soll. Denn statt von oben herab zu entscheiden, was das Beste für die Menschen in "Entwicklungsländern" sei, ist es doch viel sinnvoller mit ihnen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam neue Perspektiven zu schaffen. Von dem Gefühl zum ersten Mal als "Fremder" beäugt zu werden, dem Vergleich der verschiedenen Mentalitäten, der Fähigkeit die Perspektive zu wechseln und vor allem zu verstehen statt zu urteilen - habe ich mehr auf unserer Reise gelernt, als ich je gedacht hätte. Und eben darum, finde ich es sinnvoll mehr als nur sein Projekt zu sehen. Teil 1 3 Länder - 50 Tage - ca 5000km Reiseroute Zeit, Bilanz zu ziehen Wie vorher schon beschrieben, hatten wir leider noch nicht die Möglichkeit unser Projekt sehen zu können. Zum Einen, weil die Kinder ab Dezember bis Mitte Januar Ferien hatten und selbst die Schwestern in dieser Zeit verreist sind, zum Anderen, da wir Freiwilligen Ende Januar unser Zwischenseminar in Tansania hatten - später mehr dazu. Was wir bis dahin gemacht haben? Reisen, die anderen Freiwilligen besucht, uns ausgetauscht und viele weitere Erfahrungen gesammelt. Die letzten 2 Monate möchte ich in diesem Eintrag grob skizzieren und dabei auch im zweiten Teil meine Meinung zum Thema Freiwilligendienste und Reisen unterstreichen. Reiseroute Gestartet sind wir zu zweit in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, wo wir zunächst von den Schwestern herzlich empfangen wurden. Dort haben wir dann auch die anderen beiden Namibia Freiwilligen getroffen. Von dort aus sind wir in den Norden Namibias, den Caprivi-Streifen, nach Katima und somit auch schon Richtung Tansania gefahren. Über die Grenze, ging es dann zu viert nach Livingstone, Sambia. In Sambia haben wir uns kurz in der Hauptstadt Lusaka aufgehalten und anschließend die anderen Freiwilligen in ihren Projekten in Kasama und Mpulungu besucht. Zu acht ging es dann weiter nach Tasania, zu den Städten Mohsi und Arusha. In der Hauptstadt Dar es Salaam (Haus des Friedens) angekommen, haben wir einen Abstecher nach Sansibar gemacht, wo wir die übrigen Freiwilligen unserer Organisation - Anne aus Madagaskar und Sebastian aus Südafrika - getroffen haben. Gemeinsam sind wir zum Zwischenseminar gefahren, indem es darum ging das letzte halbe Jahr Freiwilligendienst revue passieren zu lassen und Themen, die uns wichtig geworden sind, (wie bspw. interkulturelles Zusammenleben, politische Entwicklungen, Rassismus, ...) zu diskutieren und Position zu beziehen. Transportmittel Auch im globalen Süden lassen sich öffentliche Verkehrsmittel als preiswerte und umweltfreundliche Alternativen gut nutzen. Zu Beginn haben wir große Teile der Strecke mit Bussen zurück gelegt. Da kann es schonmal sein, dass eine Fahrt ca 16 Std dauert, was natürlich an der Größe der Länder liegt. Unser Zeitgefühl hat sich demnach verändert, sodass wir mittlerweile eine 3 Stündige Fahrt als kurz bezeichnen. Bei den Bussen sind wir immer ohne Probleme oder Zwischenfälle von A nach B gekommen. Manche Straßen sind jedoch noch nicht ausreichend aufgebaut. Wir vermuten, dass die Kosten für den Straßenbau nur von der Regierung getragen werde, wenn diese der Wirtschaft des Landes auch nutzen, wie bspw. wichtige Verkehrswege oder Touristenstrecken. Das erklärt vielleicht auch, dass wir viele andere Straßen befahren haben, die in einem super Zustand waren und man sich wie zu Hause gefühlt hat. Um die weite Strecke von Sambia in den Nordosten Tansanias zu bewältigen, wurde uns die Tazara (TanzanianZambianRailway) empfohlen. Diese Eisenbahnstrecke wurde ursprünglich für den Rohstofftransport nach China erbaut, wird heute aber als Personenverkehrsmittel genutzt. WIr hatten auf unserer Reise leider 32 Std Verspätung, da ein entgegenkommender Zug Probleme hatte. Da wir im Zug aber sowohl schlafen (wenn auch mit wenig Freiraum) als auch Essen konnten, war die Wartezeit erträglich. Dennoch sind eher andere Fortbewegungsmittel zu empfehlen, da die Straßennetze besser ausgebaut sind, als der Schienenverkehr. Einziges Manko waren die Abfahrtszeiten der Busse. Da es durch viele nächtliche Unfälle verboten wurde, nach 21 Uhr zu fahren, müssen viel Busse früh morgens, d.h. meist gegen 5 oder 6 Uhr losfahren, um rechtzeitig anzukommen. Auf Dauer schlaucht dieser unregelmäßige Rhythmus mehr als ich Anfangs dachte, so dass ich mich teilweise nach meinem Projekt und einem geregelten Alltag gesehnt habe. Taxifahrten haben wir nur gemacht, wenn es anders nicht möglich war, zu unserer Unterkunft zu gelangen. Da man als "Weißer" teilweise doch sehr auffällt, waren die Preise oft typische Touristenpreise und demnach deutlich überteuert. Das Verhandeln hat zum Glück meist gut funktioniert und die Taxifahrer waren sehr freundlich und haben uns gerne unsere Fragen beantwortet oder mehr von der Umgebung erklärt. Ansonsten sind wir vielen Motorrädern und Rollern begegnet. In den kleinen Gassen der großen Städte wird andauern gehupt um sich Platz zu verschaffen, zu warnen oder einfach um zu Grüßen. Etwas, woran ich mich definitiv gewöhnen musste. Ein paar Mal sind wir in Kleinbussen, sogenannten Dalla-Dallas gefahren, da sie deutlich billiger als die großen Reisebusse sind. Meist sitzen dort 25-30 Leute drin, auch wenn nur 15-20 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Ich persönlich hatte den Eindruck, dass einige Leute sehr an uns interessiert waren, da sie uns freundlich angelächelt oder nach unserer Herkunft gefragt haben. Andere wiederum wirkten erbost, dass wir als "Weiße" den Platz weg nehmen. Ein heller Hautton wird in Tansania oftmals mit Reichtum assoziiert, sowie bei uns in Deutschland ein dunkler Hautton häufig mit Misere gleichgesetzt wird. Es ist schwierig - aber keineswegs unmöglich - die Stereotypen aus unseren Köpfen zu bekommen und zu bedenken, dass sowohl in den afrikanischen Ländern (wie Tansania) als auch in europäischen Ländern (wie Deutschland) zwei Seiten der Medaille existieren. Auch hier bin ich ich einer Vielzahl an Menschen, die genügend, oder sogar mehr als genügend Geld zur Verfügung haben, begegnet. Genauso habe ich herausgefunden, dass viele Menschen existentielle Nöte haben - wobei nicht vergessen werden sollte, dass diese Kehrseite der Medaille auch in Deutschland fast überall zu finden ist. Die Unterkunft Zu Beginn, haben die Schwestern uns eingeladen, bei ihnen unterzukommen. Sie wirkten sehr bemüht, was das Ankommen erleichtert hat. Dennoch hat jeder von uns die Unterschiede der Mentalitäten, vor allem im Miteinander, deutlich bemerkt. Wir versuchen aber voneinander zu lernen um einander besser verstehen zu können. - Das trägt für mich zum Teil definitiv zum Sinn eines Freiwilligendienstes bei. Auf unserer weiteren Reise haben wir oft gezeltet, da das Wetter meist sehr gut war. Hat es häufiger geregnet (wie vor allem in Sambia) haben wir in Backpackers übernachtet. Als Unterkunft für Rucksacktouristen das perfekte Ambiente für uns. Zudem haben wir uns mit vielen Leuten unseren Alters unterhalten können und sogar einige deutsche Freiwillige getroffen. In Sambia sind wir außerdem in den Zimmern der dortigen Freiwilligen und somit auf dem Gelände ihrer Projekte untergekommen. Zwar hatten die Kinder dort ebenfalls Ferien, dennoch war es interessant das Gelände und die neue Heimat der Anderen zu sehen. Da auf Sansibar zelten verboten ist, haben wir uns per Air B&B Unterkünfte gesucht, um nicht unnötig viel Geld zu verschwenden. Ich empfinde diese Möglichkeit, die erst durch Internet und Globalisierung möglich geworden ist, übrigens für beide Seite als ein Gewinn und Chance von unserer digitalen Zukunft auch auf menschlicher Eben profitieren zu können. Unsere Gastgeber waren super hilfsbereit und kannten sich sehr gut aus. Verpflegung Wir hatten das Glück, dass uns bei fast allen Unterkünften eine Küche zur Verfügung stand. Somit konnten wir selber kochen, wobei Nudeln und Toast definitiv zur Hauptnahrung gehörten. Wurden wir eingeladen oder wollten wir landestypisches Essen probieren, gab es sehr viele Früchte und gut gewürzte Speisen. Wahrscheinlich war es dennoch etwas auf uns "Touristen" abgestimmt, denn das "real food", was wir bei den Schwestern probieren durften, war doch von Geschmack und Konsistenz sehr gewöhnungsbedürftig und definitiv anders als in Deutschland. Mehr dazu später. Insgesamt, hatte ich aber nie Probleme mit meinem Magen, da es oft Sandwiches, Toastbrote oder Pfannkuchen gab. Nichts sonderlich Unbekanntes also. Was mir aber aufgefallen war, ist dass die Menschen im globalen Süden wohl sehr gerne süß essen. Zum Frühstück gibt es so gut wie immer Marmelade oder Erdnussbutter und in den Tee müssen mindestens 4-5 Löffel Zucker. Ansonsten habe ich immer bei Leuten gegessen, die sehr gut kochen können und auch unglaublich viel Spaß daran hatten. Wie man vielleicht schon erahnen kann, bin ich mit den Rahmenbedingungen unserer Reise sehr zufrieden. Außerdem bin ich sehr dankbar, diese Möglichkeit gehabt zu haben und bereits nach kurzer Zeit so unglaublich viel lernen zu dürfen. 26 Tage sind nun schon vergangen seit wir in Namibia angekommen sind. Mittlerweile sind wir auf sambischem Boden und nun 8 Freiwillige die ihren Urlaub genießen und sich durch Reisen weiterbilden wollen. Zwischenbilanz für uns Namibia Freiwillige: ca 3000km Reiseroute.
An die Hitze haben wir uns mittlerweile gewöhnt, nicht aber unbedingt wie stark wir hier doch ständig auffallen. Auf der Straße oder beim Einkaufen wird uns immer: "Hallo Weißer" zugerufen. Dabei frage ich mich oftmals, was hier für Bilder von uns "Europäern" in den Köpfen der Einwohner herrschen und warum das so ist. Ob es die einfache Freude über Leute ist, die an ihrem Land und ihrer Kultur interessiert sind? Oder noch eine Art koloniales Machtverhältnis und Schubladendenken von beiden Seiten besteht? Dabei fällt mir aber auch ein was für Bilder von "den Afrikanern" bei uns Deutschen im Vordergrund stehen und wie oft wir einfach nur bestimmte Assoziationen, meist durch mediale Maschen, mit dem Afrikanischen Kontinent verbinden. Vielleicht gilt es auch diese kritisch zu hinterfragen. Jedenfalls begegne ich momentan einigen Situationen die undurchsichtig oder unverständlich sind und deren Zusammenhang ich gerne noch verstehen will. Vielleicht ergibt sich noch ein Verständnis wenn ich erst einmal länger an einem Ort lebe. Vorerst aber freue ich mich über die vielen Berichte von Lernerfahrungen und Glücksmomenten der anderen Freiwilligen, die das Glück hatten im August 2017 auszureisen und nun also schon gut 4 Monate in ihren Projekten arbeiten konnten. Dabei ist das Entdecken der Schönheit Namibias & Sambias und die Dankbarkeit diese Möglichkeit zu haben ständiger Begleiter. Ein paar Impressionen über unsere bisherige Reise von Windhoek (der Hauptstadt Namibias) - über Katima - Livingstone - Lusaka (Hauptstadt von sambia) - Kasama - Mpulungu und einem für uns ungewohnten Weihnachtsfest. Jetzt geht es für uns Richtung Tansania und bald zum Zwischenseminar. Wir sind nun seit gut einer Woche in Windhoek. Die Stadt ist sehr angenehm und durch die Herzlichkeit der Schwestern haben wir uns immer wohl gefühlt. Freitag sind dann unsere Mitfreiwilligen, Franzi und Helge angereist. Da wir uns seit vier Monaten nicht mehr gesehen haben, war die Freude umso größer sich endlich wieder austauschen zu können. Nach einigen Erzählungen über das Projekt und ihren bisherigen Erlebnissen und Zwischenstopps, sind wir zusammen mit Niclas zu unserer neuen Unterkunft gegangen. Jetzt waren wir vier Freiwilligen endlich angekommen und nachdem die Zelte aufgeschlagen wurden, konnte unsere Reiseplanung für die bevorstehenden 2 Monate losgehen. Dabei ist die Erkundung der Hauptstadt, in der wir bis morgen bleiben werden, natürlich nicht zu kurz gekommen. Morgen geht es dann los in den Caprivi Streifen, nach Katima. Von dort aus werden wir nach Sambia aufbrechen und gemeinsam mit den Freiwilligen dort nach Tansania reisen. Dort findet dann unser Zwischenseminar statt, da die meisten Frewilligen dann schon 5 oder 6 Monate in ihren Projekten sind. Hoffentlich ist das Seminar auch für Niclas und mich ansprechend, auch wenn wir noch nicht in unseren Projekten waren. Zuerst freuen wir uns aber über neue Impressionen und einen spannenden Austausch mit den Anderen.
Sonntag, 20:10Uhr, Frankfurt am Main. Nach einer Woche voller Verabschiedungen, Umarmungen und ein paar Tränen konnte das Abenteuer endlich beginnen. Unsere Fahrt nach Frankfurt und der Check-In verliefen zum Glück völlig reibungslos, sodass Niclas und ich plötzlich im Flieger saßen. Auf diesen Moment haben wir so lange gewartet. Und trotzdem ging das Alles so schnell. Was uns wohl in unserer neuen Heimat erwartet? Wie wird das Essen sein? Wie die Leute? Werden wir uns gut einleben können? Werden wir unser zu Hause vermissen ? Mit all diesen Fragen im Kopf, könnte man fast verrückt werden. Ein bisschen überrascht von mir selber, hatte ich aber einfach nur Vorfreude. Kein flaues Gefühl im Magen, Keine Nervosität. Nach all dem, was die anderen Freiwilligen so erzählt haben, hatte ich Lust auf diese prägenden Monate, wenn auch einige Herausforderungen bevorstanden. Mit Decke, Kopfkissen und Schlafmaske bewaffnet, konnten wir den 10 stündigen Flug gut überstehen und sogar ein wenig schlafen. Um 7 Uhr deutscher Zeit haben wir dann zum ersten mal in unserem Leben namibianischen Boden betreten. Was uns zuerst auffiel, war die Hitze. Gestern noch hatten wir uns über Schnee gefreut und nun waren es bereits 27 Grad am frühen Morgen. Hoffentlich werden wir uns schnell daran gewöhnen. Des weiteren waren wir über die Größe des Flughafens in Windhoek verwundert. Mit Windhoek als Hauptstadt, hatten wir eine Größe ähnlich des Frankfurter Flughafens erwartet. Was wir vorfanden, war dann doch recht überschaulich. Denn obwohl Namibia ca. 2 mal so groß ist wie Deutschland, wohnen dort nur rund 2,11 Mio. Menschen. Das ist weniger als in Berlin. Namibia ist demnach eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. "Namibia fasziniert mit seiner Vielfalt. Endlose Weiten und ein grenzenloser Horizont bis hin zu europäisch geprägten Städten durch koloniale Vergangenheit." Am Flughafen warteten bereits Sister Paulina und Sister Celestine auf uns.
Die beiden waren sehr freundlich und bemüht uns in ihrer Heimat willkommen zu heißen. Auf der Autofahrt zu dem Convent der Schwestern im Zentrum Windhoeks, wo wir bis Freitag bleiben werden, konnte ich bereits weitere Eindrücke sammeln. Doch die Gebäude und Straßen sahen nicht weniger europäisch aus, als in Deutschland. Grund dafür findet man in der Geschichte Namibias: Die Geschichte kurz und vereinfacht: 1884 kaufte der Deutsche Adolf Lüderitz weite Teile des Landes weshalb es zunächst zum "Schutzgebiet" Deutsch-Südwestafrika, und später zur deutschen Kolonie erklärt wird. Der Reichtum an Bodenschätzen und die Nachricht von Diamantenfunden, veranlasste zahlreiche Händler in das Land zu ziehen. Die Ausbreitung der Deutschen in Südwestafrika stieß auf Widerstand bei den einheimischen Namas und Hereros. Sie wurden jedoch von den deutschen Schutztruppen verdrängt und verloren ihr Land, sodass sie teilweise auf den Farmen der Siedler arbeiten mussten. 1904 kam es dann zum Aufstand der Herero, der letzten Endes gewaltsam niedergeschlagen wurde. In diesem Vernichtungskrieg starben mehr als 60 000 Menschen. Im ersten Weltkrieg wurde Namibia von der Britischen Krone eingenommen und seitdem von Südafrika (teilweise ohne Erlaubnis der UNO) mit seiner Apartheidpolitik regiert. Nachdem Südafrika 1988 nach Verhandlungen erklärte, die Besatzung aufzugeben, wurden 1989 zum ersten Mal in der Geschichte Namibias Wahlen durchgeführt. Mit der Verabschiedung der Verfassung 1990 war die Unabhängigkeit erreicht. Die deutsche Kolonialgeschichte ist uns besonders durch Namen wie "die Christuskirche" oder "Alte Feste" deutlich geworden. Spannend ist außerdem, dass in unmittelbarer Nähe zur Christuskirche das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum steht. Nachdem wir bei den Sisters angekommen sind, haben wir unsere Visaanträge zum Office of Home affairs gebracht, da uns immer noch ein Stempel fehlt. Wir hoffen, dass das vollständige Visum bis Freitag fertig gestellt wird. Die nächsten Tage werden wir weiterhin bei den Schwestern verbringen, wobei Jungen und Mädchen in getrennten Häusern untergebracht werden. Freitag kommen dann Helge und Franziska, unsere Mitfreiwilligen die schon seit Oktober im Land sind, und machen sich gemeinsam mit uns auf die Reise durch Namibia, Sambia und Tansania. Solange verbringen wir ein paar Stunden damit, die Stadt zu entdecken, uns mit den Sisters auszutauschen und Zeit für uns alleine zu haben. Mir fällt jetzt schon auf, dass viel Eigeninitiative gefragt ist, da die Schwestern zwar super nett sind, einen aber auch sehr schnell alleine lassen und nicht mit ins Gespräch einbinden, wenn man nicht explizit nachfragt. Trotzdem gab es bereits ein paar spannende Gespräche. Tagsüber sind die Schwestern meistens beschäftigt, Abends wird dann aber gemütlich zusammengesessen und beim Nachrichten schauen, die ein oder andere Neuigkeit ausgetauscht. Ich bin gespannt, was die folgenden Tage mit sich bringen. Bilder folgen in Kürze. Nach ganzen 113 Tagen voller nervenaufreibender Warterei, Nach unzähligen Fragen a lá "wieso bist du nicht schon längst in Namibia?", Nach gefühlt hunderten Gesprächen mit unserer Organisation und der Frage "Warum?", nach Hoffnungslosigkeit bis hin zum Gedanken abzubrechen und einen Plan B durchzusetzen, kam letzten Dienstag plötzlich die erlösende Nachricht: Das Visum für Niclas und Marie ist da! Ein paar Tage später und immer noch ein wenig fassungslos, steht nun fest: Statt dem 01. August, heißt unser Startdatum nun 03. Dezember. Das bedeutet für mich nun, die längst in Vergessenheit geratenen Vorbereitungen zu überdenken, die Packliste zu aktualisieren, noch einmal zu überlegen, was man denn nun wirklich braucht und mich mental mit der Idee (wieder) anzufreunden, bis August in einem völlig fremden Land zu leben. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein.
Es gibt noch weitere Neuigkeiten. Da leider jetzt nur vier der eigentlich geplanten fünf Freiwilligen ihr Visum haben, mussten wir die Projektstellen noch einmal besprechen. Nach drei stündigem Überlegen und Diskutieren mit den anderen Freiwilligen, unserer Organisation und den Partnern vor Ort steht nun fest: Ich werde vorerst einen Monat in einer Schule in Iilyatheko zusammen mit einer weiteren Freiwilligen arbeiten. Danach bestünde die Option, meine eigentliche Projektstelle (im Kloster in Oshitutuma) zu besuchen, mit Aussicht dort zu bleiben. für weitere Informationen über meine vorerst neue Einsatzstelle : http://www.mundus-eine-welt.de/navigation/einsatzplaetze-projektstellen/iilyateko-namibia.html Da bis dahin aber sicherlich noch einiges passieren wird und ich jetzt bereits gelernt habe, dass es eben doch manchmal ganz schön anders kommt als man denkt, habe ich keine konkreten Erwartungen mehr und schaue mal, wie sich dieses Abenteuer weiter entwickeln wird. Schon verrückt, wie das Leben manchmal spielt. Da momentan Schulferien sind, ist es sinnfrei in unsere Projekt zu gehen. Fest steht nun aber, dass wir am 04. Dezember in Windhoek landen und dort erstmal mit den anderen Freiwilligen das Land erkunden. Bis dahin bin ich gespannt was alles passiert. Alles Unbekannte, Ungewisse ängstigt uns Menschen. Wir wissen nicht was uns erwartet, was wir fühlen, wie wir uns Verhalten sollen. Sind wir jedoch einmal mitten im Geschehen, fürchten wir uns meist nicht mehr. Hinterher bleiben einzigartige und unvergessliche Erlebnisse in unseren Erinnerungen gespeichert. Nach monatelanger Vorbereitung, unzähligen Arztbesuchen, stundenlangem
Recherchieren, diversen Einkäufen und den ersten Verabschiedungen heißt es für uns Namibia Freiwillige nur noch warten. Denn unserem Abenteuer steht mittlerweile nur noch das fehlende Visum im Weg. Bis dahin versuchen wir die Zeit möglichst sinnvoll zu überbrücken, was bei einem noch nicht vorhandenem Abflugdatum gar nicht mal so einfach ist. Kürzlich habe ich ein paar Informationen zu meiner neuen Projektstelle erhalten. Sie ist wohl ähnlich der alten Stelle und meine Aufgabe als Englischlehrerin wird bestehen bleiben. Durch AG's im Nachmittag kann ich mich auch über die morgendliche Tätigkeit hinaus engagieren und diverse Aktionen planen - wenn mich meine Kreativität nicht verlässt. Die Stadt Nahe meiner Stelle, Oshikuku, soll wohl sehr groß sein aber ich sollte mich aus Sicherheitsgründen dort erstmal nicht hinbegeben. Ich werde mit den Schwester zusammen leben. "They can learn from each other", so Sr. Magdalena. Bei weiteren Fragen kann ich die Schwester jederzeit Kontaktieren. Es gibt Neuigkeiten! " Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen" Schwester Magdalena aus Namibia (die Koordinatorin der Freiwilligenstellen dort),
hat dem Verein mitgeteilt, dass die Schwestern aus Mariabronn nach Oshitutuma gezogen sind. Somit verschiebt sich meine Einsatzstelle wohl auch dorthin. Leider gibt es bisher keine weiteren Informationen. Fragen wie Was sind meine genauen Aufgaben? Wie bin ich dort untergebracht? Wie ist die Umgebung dort? werden aber hoffentlich noch beantwortet. So bin ich momentan noch recht planlos. Für mich stellt die Situation kein großes Problem da. Natürlich wäre es gut noch ein paar Informationen zu erhalten um mich besser vorbereiten zu können. Wahrscheinlich würde ich mich aber sowieso verrückt machen je genauer ich alles wüsste und planen könnte. So habe ich jetzt bereits die Chance mich in Gelassenheit und auch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu üben. Denn ein Abenteuer wird das Jahr sowieso. Einsicht "Without enjoying the process, there is no success in what you do " Bevor das Abenteuer starten kann, bedarf es einiger Vorbereitung Hier einmal grob die wichtigsten 10 Schritte (die ich erfahren habe), bevor es in das Einsatzland geht. Step 1: Bewerbung Bewerbungen, bestehend aus Anschreiben, Lebenslauf und Motivationsschreiben können bei Mundus bis zum 31. Oktober eingereicht werden. Bei der Ausreise sollte man min. 18 Jahre alt sein und das (Fach-)Abitur oder eine abgeschlossene Ausbildung haben. Step 2: Orientierungswochenende im November Ein unverbindliches Wochenende um die Organisation, mögliche Projektstellen und andere Mitfreiwillige bereits kennenzulernen (und andersrum). Erste Auseinandersetzung mit der Rolle als Freiwilliger. Step 3: Entscheidung im Dezember Passt Mundus zu mir? Welche Einsatzstellen kann ich mir vorstellen? Wenn eine Entscheidung getroffen ist, warten ob Mundus sich auch für dich entscheidet. Step 4: 1. Vorbereitungstreffen im Januar Weitere Informationen über die Organisation und Aufgaben des Trägers. Gemeinsamer, offener Versuch die Projektstellen zu verteilen. (Wir sind nicht direkt auf einen Nenner gekommen, und haben die Entscheidung auf ein nächstes Treffen verschoben) Step 5: Landhauswochenende Erzbistum Paderborn im Januar Treffen mit zukünftigen und ehemaligen Missionaren aus dem gesamten Erzbistum (egal mit welcher Organisation sie ausreisen). Dabei sind auch die MaZ aus Ländern wie Brasilien, Madagaskar, Argentinien, ... die ihren Dienst momentan in Deutschland leisten. Gemeinsames Kennenlernen und Austausch über verschiedene Themen. Gemeinsamer Gottesdienst mit dem Weihbischof. (Wir von mundus haben uns nach dem Wochenende noch einmal zusammengesetzt und erfolgreich die Projektstellen untereinander verteilt) Step 6: 2. Vorbereitungstreffen im März Vorläufiger Vertrag mit Mundus. Absprache und Erklärung konkreter Dinge wie Visa, Impfen, Kosten, Spenden und nähere Infos zu den Einsatzstellen. (Wir hatten außerdem einen Referenten der uns Tipps für gute Öffentlichkeitsarbeit gegeben hat). Organisatorische Dinge laufen meistens per Mail. Step 7: Afrikatag im April (Wir hatten dieses Jahr das Angebot von den Rückkehrern) Für alle Mundus Freiwilligen deren Einsatzstellen auf dem afrikanischen Kontinent liegen. Der Tag, an dem darum geht die afrikanische Kultur und Mentalität näher kennenzulernen, wird von Rückkehrern kreativ gestaltet. Step 8: 9-tägiges Vorbereitungsseminar zwischen Pfingsten und Fronleichnam Intensive Vorbereitung durch Programmpunkte wie Biographiearbeit, Rassismus, Kinderprävention, Interkulturelle Kommunikation und eigene Ressourcen. Klärung offen gebliebener Fragen und Stärkung der Gruppe. Vorläufiges Verabschieden aller Beteiligten. Step 9: Elternabend im Juli Eltern der zukünftigen Freiwilligen können die Verantwortlichen von Mundus kennenlernen, Fragen stellen und (hoffentlich) Sorgen mindern. Step 10: Aussendungsgespräch im Juli Vor der Ausreise findet ein Entsendungstreffen in kleinen Gruppen mit Weihbischof Matthias König statt, da auch das Erzbistum Paderborn an Informationen rund um den Einsatz interessiert ist. Warum dieser Blog? Warum dieser Freiwilligendienst? Nach dem Abi ab ins Ausland. Neue Erfahrungen machen. Die Welt und sich selbst besser verstehen. Ein Jahr "Pause" nach dem Abi kann einen persönlich unglaublich wachsen lassen. Diese Erfahrung habe ich in meinem 3 monatigen Aufenthalt in Amerika und meinem 2 monatigen Voluntariat in Frankreich schon machen können. Aber gleich 2 Jahre Pause ? Und das Studium um noch ein Jahr verschieben ? "You gain strenght, courage and confidence by doing the things you think you cannot do." Eleanor Roosevelt - Als ich Ende September von Mundus und dem Freiwilligendienst durch ehemalige Teilnehmer erfahren habe, wurde deren Begeisterung direkt auf mich übertragen. Sofort war sicher, dass ich 1 Jahr als Missionar auf Zeit in einem fremden Land verbringen will. Denn diese einmalige Chance werde ich womöglich nur jetzt ergreifen können. Ich werde Erfahrungen machen, die mir keiner mehr nehmen kann. Auch wenn ich Angst vor dem Ungewissen habe - ich werde Geschichten von Freiheit, Mut und Menschlichkeit erzählen können. In eine neue Mentalität, Kultur, Lebensweise eintauchen und Glück teilen können. Ich werde Menschen offener, toleranter und dankbarer begegnen können - ist das nicht so viel mehr wert als 1 Jahr eher Karriere zu machen? "Too many people are thinking of secrurity instead of opportunity. They seem to be more afraid of life than death". James F Byrnes Mit diesem Blog möchte ich Erfahrungen, Eindrücke und Erkenntisse meines Freiwilligendienstes teilen, Ängste aus dem Weg räumen und Platz für Mut und Perspektiven schaffen. Viel Spaß beim Lesen :-) |
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August 2018
AutorMarie Griggel |