Never stop
Mittlerweile bin ich nun schon meine vierte Woche in Iilyateko und so langsam kehrt Alltag ein. Zwar ist es immer noch besonders für mich in einem anderen Land, mit neuen Leuten und Mentalitäten zusammen zu leben - einiges ist aber doch sehr ähnlich, besonders beim Arbeiten. Die anfängliche Bewunderung, wie viel die Kinder im Kindergarten schon wissen, hat sich leider als vorschnelles Urteil herausgestellt. Ich habe gemerkt, dass sie lediglich die Lieder auswendig gelernt haben (in denen dann beispielsweise von 1-10 gezählt wird). Zeigen wir ihnen aber eine Zahl und fragen welche es sei, sind die Kinder überfordert. So haben wir noch einiges vor uns und ich lerne mich definitiv in Geduld zu üben. Seit mittlerweile zwei Wochen unterrichten wir ausschließlich die Zahlen - zunächst auf Oshiwambo (ja - auch ich habe gelernt von 1 bis 10 zu zählen) und anschließend in Englisch. Da die Kinder zwischen drei und sechs Jahren alt sind, ist einiges noch sehr schwer für sie. Ich bin sehr froh, dass Sister Kaleke im Kindergarten tätig ist, da sie uns sprachlich sehr hilft und ich weiß, auch ohne uns werden die Kinder unterrichtet. Außerdem ist die Sister der Meinung, dass die Kinder auch Zeit für Spiele und eine eigene freie Entfaltung benötigen, sodass wir nicht mehrere Stunden am Stück im Klassenzimmer sind und die Kinder auch durch Spiel und Spaß motorische oder soziale Kompetenzen entwickeln können. Den Unterricht gestalten aber bis jetzt ausschließlich Franziska und ich, was ich als große Freiheit empfinde. Die Schwester ist für unsere Hilfe sehr dankbar, meint allerdings immer wieder :“you know how to teach“, oder „you are better teachers than me“. Bei diesen Aussagen fällt es mir schwer, ihr verständlich zu machen, dass ich gar nicht in besser oder schlechter kategorisieren will, nur nach meinem Gefühl und Wertesystem handele und auch froh über ihre Hilfe bin. Obwohl ich vorher noch nie mit dieser Altersklasse gearbeitet habe, macht es mir unglaublichen Spaß den Unterricht vorzubereiten und mit den Kindern zu lernen und zu spielen. Ich habe das Gefühl, auch die Kinder sind begeistert über neue Mitarbeiter und andere Methoden. Natürlich ist der Vormittag auch sehr anstrengend, besonders weil ständig jemand weint oder sich geprügelt wird, insgesamt gefällt mir die Arbeit aber gut. Um 12 Uhr werden alle Türen abgeschlossen und kurz gefegt, da wirklich überall Sand ist. Anschließend heißt es für uns Mittagspause, in der gekocht, gegessen und ansonsten entspannt wird. Meist solange, bis es an der Tür klopft - was nicht sehr lange dauert. Da wir direkt mit auf dem Gelände wohnen, gibt es immer irgendjemanden der ein Buch zum lesen haben will oder mit dem wir Spiele spielen sollen. Auch bei Hausaufgaben helfen wir, was sich bis jetzt aber in Grenzen hält, da die Kinder entweder nicht viel aufhaben oder keine Hilfe benötigen. Wir wurden auch schon von einigen Mädels gefragt, ob wir nicht die kompletten Hausaufgaben für sie machen können. Helfen tun wir ja gerne - aber so leicht wollen wir es den Kindern dann auch nicht machen. Zwar sind wir in sehr engem Kontakt zu den Hostelmädels, umso weniger sehen wir aber die anderen Schwestern. Da sie im Hostel, auf dem nahe liegenden Feld oder in der Krankenstation auf unserem Gelände arbeiten, haben auch sie ständig etwas zu tun. Gemeinsam mit uns wohnt eine angehende Schwester, Sr. Ursula, im Guesthouse. Ich habe aber das Gefühl, jeder lebt in seiner eigenen Welt und im Alltag begegnet man sich selten. Natürlich wird sich aber zwischendurch – und besonders sonntags beim gemeinsamen Essen – über alles ausgetauscht. Leider sprechen die meisten Schwestern nur sehr wenig Englisch und wir kein Oshiwambo, sodass es mit der Kommunikation noch häufig hapert. Auch bei organisatorischen Dingen fällt es noch sehr schwer, das Gewollte verständlich zu machen – umgekehrt verstehe ich manchmal aber auch überhaupt nicht, was gerade von mir verlangt wird. Jeder ist aber bemüht und häufig wird über Probleme hinweggelacht. Ich weiß auch, dass ich bei Fragen oder Problemen immer auf eine Schwester zugehen kann und habe sie auch ermutigt, dasselbe bei mir zu tun. Insgesamt sind einige Tage wirklich noch voller neuer Erfahrungen, andere
ziehen sich dagegen manchmal. Eben so wie es zu Hause auch oft ist.
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August 2018
AutorMarie Griggel |