Never stop
Sonntag, 20:10Uhr, Frankfurt am Main. Nach einer Woche voller Verabschiedungen, Umarmungen und ein paar Tränen konnte das Abenteuer endlich beginnen. Unsere Fahrt nach Frankfurt und der Check-In verliefen zum Glück völlig reibungslos, sodass Niclas und ich plötzlich im Flieger saßen. Auf diesen Moment haben wir so lange gewartet. Und trotzdem ging das Alles so schnell. Was uns wohl in unserer neuen Heimat erwartet? Wie wird das Essen sein? Wie die Leute? Werden wir uns gut einleben können? Werden wir unser zu Hause vermissen ? Mit all diesen Fragen im Kopf, könnte man fast verrückt werden. Ein bisschen überrascht von mir selber, hatte ich aber einfach nur Vorfreude. Kein flaues Gefühl im Magen, Keine Nervosität. Nach all dem, was die anderen Freiwilligen so erzählt haben, hatte ich Lust auf diese prägenden Monate, wenn auch einige Herausforderungen bevorstanden. Mit Decke, Kopfkissen und Schlafmaske bewaffnet, konnten wir den 10 stündigen Flug gut überstehen und sogar ein wenig schlafen. Um 7 Uhr deutscher Zeit haben wir dann zum ersten mal in unserem Leben namibianischen Boden betreten. Was uns zuerst auffiel, war die Hitze. Gestern noch hatten wir uns über Schnee gefreut und nun waren es bereits 27 Grad am frühen Morgen. Hoffentlich werden wir uns schnell daran gewöhnen. Des weiteren waren wir über die Größe des Flughafens in Windhoek verwundert. Mit Windhoek als Hauptstadt, hatten wir eine Größe ähnlich des Frankfurter Flughafens erwartet. Was wir vorfanden, war dann doch recht überschaulich. Denn obwohl Namibia ca. 2 mal so groß ist wie Deutschland, wohnen dort nur rund 2,11 Mio. Menschen. Das ist weniger als in Berlin. Namibia ist demnach eines der am dünnsten besiedelten Länder der Erde. "Namibia fasziniert mit seiner Vielfalt. Endlose Weiten und ein grenzenloser Horizont bis hin zu europäisch geprägten Städten durch koloniale Vergangenheit." Am Flughafen warteten bereits Sister Paulina und Sister Celestine auf uns.
Die beiden waren sehr freundlich und bemüht uns in ihrer Heimat willkommen zu heißen. Auf der Autofahrt zu dem Convent der Schwestern im Zentrum Windhoeks, wo wir bis Freitag bleiben werden, konnte ich bereits weitere Eindrücke sammeln. Doch die Gebäude und Straßen sahen nicht weniger europäisch aus, als in Deutschland. Grund dafür findet man in der Geschichte Namibias: Die Geschichte kurz und vereinfacht: 1884 kaufte der Deutsche Adolf Lüderitz weite Teile des Landes weshalb es zunächst zum "Schutzgebiet" Deutsch-Südwestafrika, und später zur deutschen Kolonie erklärt wird. Der Reichtum an Bodenschätzen und die Nachricht von Diamantenfunden, veranlasste zahlreiche Händler in das Land zu ziehen. Die Ausbreitung der Deutschen in Südwestafrika stieß auf Widerstand bei den einheimischen Namas und Hereros. Sie wurden jedoch von den deutschen Schutztruppen verdrängt und verloren ihr Land, sodass sie teilweise auf den Farmen der Siedler arbeiten mussten. 1904 kam es dann zum Aufstand der Herero, der letzten Endes gewaltsam niedergeschlagen wurde. In diesem Vernichtungskrieg starben mehr als 60 000 Menschen. Im ersten Weltkrieg wurde Namibia von der Britischen Krone eingenommen und seitdem von Südafrika (teilweise ohne Erlaubnis der UNO) mit seiner Apartheidpolitik regiert. Nachdem Südafrika 1988 nach Verhandlungen erklärte, die Besatzung aufzugeben, wurden 1989 zum ersten Mal in der Geschichte Namibias Wahlen durchgeführt. Mit der Verabschiedung der Verfassung 1990 war die Unabhängigkeit erreicht. Die deutsche Kolonialgeschichte ist uns besonders durch Namen wie "die Christuskirche" oder "Alte Feste" deutlich geworden. Spannend ist außerdem, dass in unmittelbarer Nähe zur Christuskirche das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum steht. Nachdem wir bei den Sisters angekommen sind, haben wir unsere Visaanträge zum Office of Home affairs gebracht, da uns immer noch ein Stempel fehlt. Wir hoffen, dass das vollständige Visum bis Freitag fertig gestellt wird. Die nächsten Tage werden wir weiterhin bei den Schwestern verbringen, wobei Jungen und Mädchen in getrennten Häusern untergebracht werden. Freitag kommen dann Helge und Franziska, unsere Mitfreiwilligen die schon seit Oktober im Land sind, und machen sich gemeinsam mit uns auf die Reise durch Namibia, Sambia und Tansania. Solange verbringen wir ein paar Stunden damit, die Stadt zu entdecken, uns mit den Sisters auszutauschen und Zeit für uns alleine zu haben. Mir fällt jetzt schon auf, dass viel Eigeninitiative gefragt ist, da die Schwestern zwar super nett sind, einen aber auch sehr schnell alleine lassen und nicht mit ins Gespräch einbinden, wenn man nicht explizit nachfragt. Trotzdem gab es bereits ein paar spannende Gespräche. Tagsüber sind die Schwestern meistens beschäftigt, Abends wird dann aber gemütlich zusammengesessen und beim Nachrichten schauen, die ein oder andere Neuigkeit ausgetauscht. Ich bin gespannt, was die folgenden Tage mit sich bringen. Bilder folgen in Kürze.
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August 2018
AutorMarie Griggel |