Never stop
Nach 6 Wochen in meinem Projekt, habe ich definitiv schon so Einiges gelernt. Vor dem Start konnte ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen wie mein Leben in Iilyateko aussehen würde und jetzt habe ich das Gefühl, ich weiß schon wie das ganze Jahr weiterhin verlaufen wird. Die Tage hier sind momentan recht alltäglich, ich merke aber auch, dass ich Einiges nicht verstehe oder mich noch an Vieles gewöhnen muss. Beispielsweise an die Speisespezialitäten hier im Norden. Wir durften schon einige neue Gerichte oder Früchte probieren. Dazu zählt die Endunga Frucht, die an Palmen wächst und von der Konsistenz an Holz erinnert, tatsächlich aber wie Datteln schmeckt (ich bin mir ziemlich sicher, den Namen falsch ausgeschrieben zu haben). Die Kinder bringen uns auch häufig Beeren vom Feld mit, sogenannte Embe Beeren, die ebenfalls sehr süß schmecken und mich an klebrige Rosinen oder getrocknete Cranberries denken lassen. Snacks dürfen natürlich auch nicht fehlen und neben Bonbons und Lollis, lieben die Kinder NikNaks - kleine gepuffte Chips. Bei den Schwestern gibt es vor allem Oshifima. Dieser Porridgebrei wird aus dem Mehl der hier wachsenden Mahangu Pflanze hergestellt. Für mich schmeckt es tatsächlich nach Nichts und hat eine sehr sandige Konsistenz. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch daran gewöhnen werde und bin recht froh, dass Oshifima bei einigen Sisters hier ebenfalls nicht zum Lieblingsessen gehört. Wenn wir sonntags mit den Schwestern essen, gibt es ansonsten immer sehr fettiges Fleisch (ähnlich wie Chicken Wings und super lecker) oder Nudeln, Kartoffeln und Reis. Also einiges, was gut sättigt. Zu trinken gibt es Oshikundu (welches ebenfalls mit Mahangu Mehl zubereitet wird) und auch nicht meinen Geschmack trifft, da es sehr gärig ist. In das Oshikundu, aber auch in alle anderen Säfte und Getränke, wird sehr gerne einiges an Zucker gemischt, was alles deutlich besser schmecken lässt, aber für mich ebenfalls ungewohnt war. Ansonsten ist mir aufgefallen, dass viele Mädels denselben Schmuck um die Hüften tragen. Die Ketten sollen die Frauen vor allem Bösen beschützen und sowohl Frauen als auch Kinder tragen diese immer bei sich. Neben den Ketten sehen wir auch häufig (besonders in der Kirche) die typisch pinken "nationalen" Kleider der Frauen (bei uns wären es wohl Dirndl). Für die Leute hier, gehört es sich auch, Jeden, den man trifft, zu Grüßen und nach dem Befinden zu fragen - was ich als sehr aufmerksam empfinde. So hält man häufig ein kleines Pläuschchen und ist meist gut informiert. Vieles klappt auch spontan, ohne großartige Absprachen. Zum einen sind die Leute definitiv entspannter und zuversichtlicher als ich es von zu Hause kenne, zum anderen kann man aber auch ohne konkretes Planen mit einigen Abenteuern rechnen. Ich möchte aber Betonen, dass meine Eindrücke natürlich nur einen kleine Teil des Landes und der Bevölkerung wiederspiegeln und es anderorts natürlich völlig verschieden sei kann (man denke in Deutschland z.B. an Bayern und Ostfriesland). An den Linksverkehr in Namibia habe ich mich mittlerweile gewöhnt und finde es spannend, dass hier viel gehitch hiked wird. Da dass Land so dünn besiedelt ist, sind öffentliche Verkehrsmittel im Norden teilweise nicht vorhanden. Ich kenne es auch aus dem Sauerland, dass man von Dorf zu Dorf mit dem Auto fahren muss, weil keine Busverbindungen bestehen oder die Straßen nicht gut ausgebaut sind. Nichts Neues also. Allerdings ist es hier Gang und Gebe, mit anderen Leuten mitzufahren. Da nicht Jeder ein Auto besitzt, halten die vorbeifahrenden Leute immer an und fragen, ob man mitgenommen werden möchte. Zuerst empfand ich das als befremdlich und einschüchternd, habe aber mittlerweile nur gute Erfahrungen damit gemacht. Da es hier für die Leute normal ist, sind alle sehr freundlich, man bezahlt den Fahrer dann quasi wie bei einem Taxi und muss keine Angst haben, dass etwas passiert. Ich weiß nicht, ob so etwas in Deutschland jemals Normalität werden könnte, finde die Idee aber spannend und natürlich besser für die Umwelt. Auf der Arbeit ist es momentan nicht immer einfach für uns. Die Kinder wollen oftmals lieber schlafen und uns fehlen häufig Materialien um das Lernen spannender zu gestalten. Haben wir eine Idee, möchten wir sie natürlich mit Sister Kaleke absprechen. Allerdings spricht sie nur ein paar Brocken Englisch und da wir nur einige Wörter in Oshiwambo kennen, kommen wir meist zu dem Entschluss, dass wir einander sowieso nicht verstehen. Das finde ich unglaublich schade und frustrierend. Die Schwester meint zwar, wir können alles tun, was wir wollen, aber ich möchte mich eigentlich nicht so "über sie stellen" und gerne mit ihr gemeinsam planen und organisieren. Es ist also definitiv Geduld füreinander gefragt und ich hoffe wir finden noch heraus, wie wir uns am besten verständigen. Ansonsten war in unserer bisherigen Projektzeit der Besuch in Oshipeto ein kleines Highlight. Mitte Februar hatte Niclas Geburtstag, sodass wir die Jungs übers Wochenende besuchen konnten. Wir sind zu ihnen gehiked und waren in der nächstgrößeren Stadt (Outapi) einkaufen. Ich fand es sehr schön, zwischendurch etwas anderes als das Projekt zu sehen. Zwar gefällt mir das Projekt nach wie vor gut, allerdings sehen wir jeden Tag dasselbe und da wir in einem wirklich kleinen Dorf leben, kann es manchmal auch recht eintönig sein. Auf der anderen Seite gefällt mir der Kontrast zu dem sonst so beschäftigten Leben in Deutschland aber auch. Niclas Geburtstag haben die Schwestern aus Oshipeto ebenfalls mit uns gefeiert und sogar Kuchen und Cola verschenkt. Im Gegenzug haben wir Pfannkuchen gekocht, welche uns allen sehr geschmeckt haben. Interessant war auch, dass die Schwestern bei Geburtstagen keinen Kaffee und Kuchen am Nachmittag gewohnt waren. Sie wollten lieber Abends die Pfannkuchen mit uns essen, da es nachmittags noch zu heiß war und fanden die Idee absurd, so früh eine Mahlzeit zu essen. Definitiv ein witziger Unterschied. Es war auch schön, sich am Wochenende mit den dortigen Lehrern auszutauschen und mal wieder das ein oder andere längere Gespräch zu führen. Ich merke, dass mir der Austausch im Projekt momentan zu kurz kommt. Vielleicht ändert sich das auch noch, je länger wir da sind. Ansonsten beginnen Ende dieser Woche für die Kinder schon die zweiwöchigen Ferien und auch wir nehmen uns die Zeit, um das Land zu erkunden. Ich bin schon sehr gespannt darauf!
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August 2018
AutorMarie Griggel |