Never stop
Teil 2 Oftmals werden Freiwilligendienste besonders in Bezug auf Reisen sehr kritisch gesehen und als "Egotrips" abgestempelt. Dennoch habe ich mich entschieden, unsere Reise inklusive Bilder auf diesem Blog zu teilen und möchte dabei gleichzeitig meine Meinung zu dem Thema unterstreichen. Gehören Berichte von Sightseeing, Safari und Co überhaupt zu meinem Freiwilligendienst? Dass solche Erlebnisse nicht im Vordergrund stehen sollten ist klar, dennoch bin ich froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, mein Blickfeld zu erweitern. Mein Projekt befindet sich ziemlich abgeschieden im Norden Namibias, man könnte es quasi als kleines Dorf bezeichnen. Natürlich kann ich mit meinen dortigen Erfahrungen Rückschlüsse auf das Land, das Leben und die Mentalität in Namibia und im Süden Afrikas schließen. Ein allumfassendes Bild abzugeben und auf Fragen wie "Was sind denn Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu Namibia und Deutschland?" zu antworten, ist aber umso schwerer, je eingeschränkter mein Blickfeld ist. Besonders aufgefallen auf unserer Reise ist mir, wie schnell ich sonst die Dinge, Länder oder Menschen aus nur einer Perspektive betrachtet habe. Und wie schnell wir uns mit unserer Sichtweise über die Meinungen der Anderen stellen. Mit dem Gedanken "da unten zu helfen" bin ich in mein Jahr gestartet. Wie sollte es auch anders sein, bei den Bildern die man tagtäglich in den Nachrichten oder in Spendenaufrufen für Afrika sieht. Höre ich das Wort Afrika, fällt mir nicht direkt ein ganzer Kontinent, sondern zunächst nur Wörter wie Armut, Entwicklung oder Hunger ein. Natürlich gibt es viel zu viele Menschen die hier Hunger leiden müssen und herunterspielen möchte ich das auch nicht. Mir geht es aber darum solche Bilder kritisch zu hinterfragen, denn eben diese Bilder wird es auch in Deutschland, China oder den Vereinigten Staaten geben. Und eben diese Bilder zeigen nur eine Facette des Lebens. Zugegeben war ich dann trotzdem überrascht, als wir auf der Reise Coca-Cola Stände an jeder Ecke, Menschen mit Smartphones oder riesige Supermärkte (die sogar größer waren, als das was ich von zu Hause gewohnt bin) entdeckten. Von dem Gedanken mein Dienst sei Entwicklungshilfe, messbar an gefüllten Kindermägen oder neuen Schulmaterialien, habe ich mich mittlerweile verabschiedet. Und auch den Begriff entwicklungspolitisch betrachte ich mittlerweile als unglücklich gewählt. Daher bin ich froh, dass auch meine Organisation diesen Dienst eher als Lerndienst definiert, indem es hauptsächlich um die interkulturelle Kommunikation gehen soll. Denn statt von oben herab zu entscheiden, was das Beste für die Menschen in "Entwicklungsländern" sei, ist es doch viel sinnvoller mit ihnen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam neue Perspektiven zu schaffen. Von dem Gefühl zum ersten Mal als "Fremder" beäugt zu werden, dem Vergleich der verschiedenen Mentalitäten, der Fähigkeit die Perspektive zu wechseln und vor allem zu verstehen statt zu urteilen - habe ich mehr auf unserer Reise gelernt, als ich je gedacht hätte. Und eben darum, finde ich es sinnvoll mehr als nur sein Projekt zu sehen.
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August 2018
AutorMarie Griggel |