Never stop
Nachdem wir gemeinsam in Oshipeto angekommen sind, dort Franziskas Sachen gepackt, mit den Schwestern geplaudert und den Kindern gespielt haben, haben wir uns am 2. Februar auf den Weg nach Iilyateko gemacht. Genauer gesagt, wurden wir von einer Schwester aus Iilyateko (Sister Nandjilah) abgeholt. Der Weg dorthin war sehr abenteuerlich, da die Schwester noch nicht lange Auto fährt und wir einen Shortcut durch den Busch genommen haben. Es ging also über riesige Wiesen, Schotterstraßen und vorbei an vielen Tieren. Nach ca. 1 Std Fahrt hatten wir das Dorf Iilyateko und die dortige Schule erreicht. Kurz dahinter liegt das Hostel Gelände, welches nun erstmal mein neues Zuhause sein wird. Am Eingang hatten sich alle Hostelkinder versammelt und einige Willkommenslieder für uns gesungen. Sobald wir ausgestiegen sind, kamen uns die restlichen Schwestern entgegen und begrüßten uns herzlich. Einige Mädels haben sogar ihre landestypischen Kleider für uns angezogen oder Willkommensbilder bzw Plakate gemalt. Wir wurden voller Freude empfangen und waren total begeistert von diesem Start. Nachdem alle 90 Mädels unsere Hand geschüttelt und ihre Namen genannt hatten, wurden wir von Sister Nandjilah herum geführt. Das Hostel ist ausschließlich für Mädchen vorgesehen, die teilweise aus der Umgebung, teilweise aber auch aus weit entfernten Großstädten kommen. Auf dem Gelände befinden sich verschiedene Häuser mit Zimmern für die Kinder, die je nach Klasse und Alter getrennt sind. Zudem gibt es eine große Dining Hall, in der die Kinder gemeinsam essen und am Wochenende Fernseh schauen können. Neben dem Schwesternhaus und der Kirche, befindet sich in Iilyateko auch eine kleine Krankenstation, die auch für die Leute aus der Umgebung gedacht ist. Anschließend wurde uns Sister Reginalda, oder wie die Kinder sie nennen Sister Kaleke (=süß, da sie den Kindern wohl gerne Süßigkeiten mitbringt), vorgestellt. Sie ist verantwortlich für den Kindergarten, indem wir jeden Tag von 8 Uhr bis 12 Uhr arbeiten werden. Der Kindergarten liegt mit auf dem Gelände und verfügt über 2 Klassenräume. Anders als in Deutschland, werden die Kinder hier schon im Kindergarten auf die Schule vorbereitet. Die Amtssprache in Namibia ist Englisch, sodass auch in der Schule ausschließlich Englisch gesprochen wird und man daher versucht, den Kindern früh einige Grundlagen beizubringen. Die Klassenzimmer waren voller bunter Plakate von Zahlen und Buchstaben, bis hin zu Wochentagen und Jahreszeiten. Und natürlich habe ich einiges an Spielzeug, wie Teddybären, oder Memoriekarten und eine Rutsche gesehen. Die Kinder kommen aus der Umgebung des Dorfes, sodass sowohl Jungen als auch Mädchen von uns unterrichtet werden. Zwar können wir ihre Muttersprache Oshiwambo nicht, dafür haben wir aber Schwester Kaleke, die uns gerne hilfreich entgegenkommt. Uns wurde erzählt, dass wir die Nachmittage relativ frei gestalten können, aber natürlich Zeit mit den Hostelkindern verbringen sollten, mit ihnen Hausaufgaben machen, Spiele spielen oder einfach nur quatschen. Zum Schluss wurde uns unser Haus gezeigt, was speziell für Gäste eingerichtet wurde. Wir haben die Möglichkeit in getrennte Zimmer zu gehen, eine super ausgestattete Küche (nur der Toaster fehlt leider) und ein sehr modernens Bad. Das Haus ist sehr hell und hat sogar Moskitogitter vor den Fenstern. Insgesamt war ich super zufrieden mit dem ersten Eindruck und konnte mir vorstellen, mich hier schnell wohl zu fühlen. Anschließend hatten wir Zeit auszupacken und ich habe bereits ein paar mitgebrachte Fotos aufgehangen um mich wohler zu fühlen. Abends sind wir nach draußen gegangen und haben mit den Kindern gesungen, getanzt und uns noch einmal ordentlich vorgestellt und alle Fragen, mit denen wir bombardiert wurden, beantwortet. Das Wochenende ging schnell vorbei - wir wir vier haben gemeinsam Karten gespielt, uns viel über die Projekte und unsere Eindrücke unterhalten und mit den Schwestern gegessen. Am späten Sonntag Nachmittag wurden die Jungs wieder zurück nach Oshipeto gebracht und wir haben diese Gelegenheit genutzt, noch ein wenig einzukaufen. Da wir schon Nudeln, Reis, Eier, Kartoffeln, Toast, Tomaten und Möhren bekommen hatten, haben wir uns noch ein wenig Joghurt und Erdnussbutter gekauft. Damit waren wir gut eingedeckt für die erste Woche. Am Montagmorgen ging es dann endlich los mit unserer Arbeit. Wie geplant, wollten wir um 8 Uhr am Kindergarten stehen, doch plötzlich stand Sister Kaleke vor unserer Tür und meinte wir können auch erst um halb 9 kommen, da die meisten Kinder sowieso ein wenig später da sind und wir solange warten würden. Wir haben aber beschlossen dennoch um 8 Uhr zu gehen, um uns noch einmal genauer die Materialien anzuschauen und noch Informationen von der Schwester zu bekommen. Einige Kinder waren um diese Uhrzeit schon da und schauten uns neugierig aber noch schüchtern an. Um halb 9 wurde dann eine kleine Glocke geläutet, das Zeichen für die Kinder, dass es jetzt losgeht. Zunächst wurden ein paar Lieder gesungen, ein Gebet gesprochen und sich mit "good morning, how are you?" begrüßt. Anschließend sind wir in die Klasse gegangen und die Schwester hat mit den Kindern den Stoff von letzter Woche wiederholt. Das hieß Zahlen von 1-10, Wochentage und Jahreszeiten und einige Lieder. Ich war überrascht wie viel die Kinder schon wissen. Danach aber hieß es nur: "Ok- jetzt seid ihr dran", was uns doch irgendwie überrascht hat. Wir hatten doch gesagt, wir schauen zunächst zu und hatten natürlich auch nichts geplant. Vielleicht hatten wir uns da missverstanden. Nach der Ermutigung "Versucht es doch einfach mal", haben Franzi und ich sich ein paar Dinge aus den Fingern gesaugt und waren froh, als um 10 Uhr die Glocke für die einstündige Essens- und Spielpause läutete. Während der Pause wurden die Kinder schon mutiger und einige wollten kuscheln, haben unsere weiße Haut gezwickt, um zu sehen, dass sie rot wird oder haben Oshiwambo mit uns geredet, auch wenn wir nur selten ein Wort verstanden haben. Wir hatten zum Glück etwas Zeit unser weiteres Vorgehen zu besprechen, sodass wir nach der Pause, die motorischen Fähigkeiten mit den Kindern verbessern wollten. Dazu haben wir mit ihnen ein Wettrennen und Ball Fangen und Zuwerfen gemacht. Das hat ihnen sichtlich Spaß gemacht und viele waren total begeistert von dem kleinen, neuen Ball. Nicht nur die sprachliche Kompetenz, auch kognitive und emotionale Entwicklung, soziales Verhalten und motorische Fähigkeiten, werden später bei den Kindern auf den Zeugnissen stehen. Um kurz vor 12, klingelte dann die Glocke zum Singen, Beten und Verabschieden. Danach haben wir kurz alles durchgefegt, da wirklich überall Sand war, und alle Türen verriegelt. Der erste Vormittag war geschafft - und wir auch. Mit etwas mehr Vorbereitung sollte das Ganze aber leichter werden. Nachdem wir gekocht hatten, haben wir uns informiert, was die Kinder dieses Schuljahr lernen sollen. Das neue Schul/Kindergartenjahr beginnt - anders als in Deutschland - auch zu Beginn des Kalenderjahres. Wir konnten also von null starten. Dieses Jahr sind vorgesehen: Myself, My Body, Numbers, Colours, ABC, My Family & Home, My School, Animals, Plants and Water. Einiges also - wir haben allerdings auch noch viele Wochen vor uns. Nach kurzer Mittags- und Hitzepause, sind wir zu den Hostelkindern gegangen. Doch sie meinten, sie hätten keine Hausaufgaben auf. Also sind wir mit Springseilen und Kinderbüchern bewaffnet wiedergekommen. Die Kinder wollten uns zunächst aber ihre Spiele zeigen, statt unsere kennen zu lernen, sodass Franzi und ich alles mit und nachmachen sollten, was sehr interessant war. Abends haben wir dann gemeinsam gelesen, was den Tag zu einem guten Ende gebracht hat. Die kleinen Kinder (7-12 Jahre) müssen gegen 20 Uhr und die älteren Mädels (13-19Jahre) gegen 21 Uhr schlafen - und bereits um 5 Uhr aufstehen, damit sie bei den wenigen Duschen noch pünktlich für die Schule fertig werden. Da war ich doch recht froh, bis 7 Uhr schlafen zu können. Somit war der erste Tag geschafft und ich konnte mir gut vorstellen, wie das alles schnell zum Alltag werden würde.
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August 2018
AutorMarie Griggel |