Never stop
Nicht mehr lange und mein Abenteuer Namibia neigt sich dem Ende zu. Ich werde Iilyateko gemeinsam mit meiner Projektpartnerin Ende Juli verlassen. Da sie aufgrund ihres Ausbildungsbeginn früher fliegt, bleiben mir noch zwei weitere Wochen, die ich in der Hauptstadt bei den dortigen Schwestern verbringen werde. Dabei kann ich mir ihre Tätigkeiten genauer anschauen und freue mich schon auf weitere Einblicke als "Praktikantin". Aber auch besonders in den vergangenen Woche habe ich hier oben im Norden viele neue Erfahrungen machen dürfen. Zwar dachte ich, ziemlich selbstzufrieden, ich hätte schon alles wichtige gesehen und kennengelernt - wurde aber, wie so oft, eines Besseren belehrt. Mitarbeit auf dem Feld Besonders die kühleren Monate Juni und Juli sind Erntemonate. Die Schwestern sind gemeinsam mit uns und der Hälfte aller Hostelmädels fast täglich aufs Feld gegangen, um gemeinsam unglaublich viele Bohnen und Wassermelonen zu ernten (und zu essen). Besonders aber Mahangu - eine Art Perlhirse - die hier zu den Grundnahrungsmitteln gehört wurde den ganzen Tag geerntet, geschnitten, sortiert, gesiebt und gemahlen - bis letztendlich ein mehliges Pulver entsteht, dass zum Kochen oder Backen verwendet wird. Es war erstaunlich zu sehen, wie viel Aufwand betrieben werden muss, bis das fertige Porridge auf dem Teller landet. Durch die Arbeit auf dem Feld konnte ich auch mit vielen Mädchen, die ich sonst nur ab und an sehe, in Kontakt kommen und ihre Geschichten und Persönlichkeiten noch einmal besser kennen lernen. Die meisten Kinder fühlen sich sehr wohl im Internat und im Zusammensein mit den Schwestern; mit einigen habe ich aber auch über Heimweh oder tägliche Streitigkeiten mit den anderen gesprochen und gemerkt: solche Gespräche hätte ich wahrscheinlich genauso in Deutschland geführt. Erkenntnis: Trotz unserer Verschiedenheiten sind wir alle im Endeffekt einfach nur Menschen, die im Frieden mit sich und der Welt sein wollen. Die Priesterweihe Ein besonderes Ereignis zu dem ich eingeladen wurde, war eine Priesterweihe Mitte Juni. Zusammen mit einigen Schwestern und ein paar Leuten aus der Umgebung und Kirche sind wir an einem frühen Samstag morgen losgefahren. Zu meinem Glück war mein Sitznachbar während der 2 stündigen Fahrt Teacher Franz, der neue Englisch Lehrer der gegenüberliegenden Schule. Wir hatten daher die Möglichkeit uns intensiv austauschen zu können - über das anstehende Fest, das Leben in Iilyateko, die Fußball WM, die politische Situation in Deutschland und Namibia - kurzum über Gott & die Welt. Ich fand es schön, so ein anregendes Gespräch zu führen und gleichzeitig mehr von meiner Umgebung wahrzunehmen. Am Ort des Festes angekommen, sind uns unglaublich viele Leute begegnet - an die 500. Zu meiner Überraschung waren auch zwei deutsche Freiwillige dabei. Zuvor sind wir uns einmal kurz beim Einkaufen während unseres Urlaubs im März begegnet. Sie leben mit auf dem Gelände der dort wohnenden Schwestern, arbeiten allerdings in der nahe gelegenen größeren Stadt für das rote Kreuz. Es war interessant sich über verschiedene oder ähnliche Erfahrungen austauschen zu können. Viel Zeit blieb bei dem Programm aber nicht. Gegen 9 Uhr startete die Messe, die zu meiner Freude bilingual gehalten wurde - auf Oshivambo und Englisch, da auch Gäste aus Sambia und Angola anwesend waren. Nach ca. 5 Stunden und vielen Erklärungen (wie beispielsweise das Salben der Hände des neuen Priesters) wurde der junge Mann namens Josef unter Tränen zum Priester geweiht. Voller Freude wurde gesungen, gefeiert und anschließend gegessen. Zu meiner Überraschung wurden auch wir Freiwilligen in den Speisesaal eingeladen, in dem eigentlich nur die Schwestern und Priester gemeinsam essen sollten. Alle waren uns gegenüber sehr freundlich und ich hatte das Gefühl auf einer Hochzeit zu sein. Zum Schluss haben wir selbstgebrautes Bier mit auf den Weg bekommen und gegen 20 Uhr bin ich hundemüde, aber mit einem sehr zufriedenen Gefühl ins Bett gefallen. Erkenntnis: Auch mit Leuten, denen ich zuvor noch nie begegnet bin, kann ich Freude und bereichernde Momente teilen. Christian life group competition Ein weiteres Ereignis, dass Ende Juni stattfand, war der Wettbewerb der sogenannten CLG - Christian Life Group. Von der Ordensführerin und unserer Mentorin, Sr. Magdalena, zu Zeiten in denen Namibia noch unter der Herrschaft Südafrikas litt, gegründet, setzte sich diese Initiative für arme oder benachteiligte Leute ein. Es wurde einiges an Spenden durch Tanzvorführungen, Gesangseinlagen und praktischer Mithilfe, wie bspw. beim Einkauf, zusammengetragen. An diesem Grundgedanken hat sich bis heute nicht viel geändert und ich war sehr froh, bei einem der Gesangwettbewerbe dabei sein zu können. Von überall aus der Umgebung kamen Schüler aus Grund- und weiterführenden Schulen zusammen, um sich im Gesang, in der "bible study" und beim "culture dance" zu duellieren. Leider haben wir erst recht spät am Abend, gegen 21 Uhr, starten können, da einige Gruppen spontan absagen mussten, was zu einem durcheinander der Schlafmöglichkeiten führte. Das hat die Mädels aber nicht davon abgehalten voller Freude die Begrüßungslieder mitzusingen und auch noch um 1 Uhr Nachts ihren Culture Dance zu präsentieren. Mich hat das ganze an meine Tanzgarde an Karneval zu Hause im Sauerland erinnert: jede Gruppe zeigte unterschiedliche Stärken und setzte verschieden Akzente - insgesamt stand aber die Freude am Tanz bzw die generelle Freude am Leben im Vordergrund - das hat mir ein Gefühl von Verbundenheit gegeben. Nachdem wir um ca 3 Uhr nachts hundemüde in unsere Betten gekrochen sind und bereits gegen 6 Uhr morgens wieder aufstehen mussten (bei 400 Leuten muss man sehr früh aufstehen, um zu duschen) haben Franziska und ich spontan entschieden doch nicht das ganze Wochenende zu bleiben, sondern am Nachmittag zu fahren - auch um Montag wieder fit für den Kindergarten zu sein. Zuvor haben wir noch eine der drei Reden gehört, die von Vertretern der Gruppen gehalten wurden. Dabei ging es zum Einen um den Glauben in unserer heutigen Zeit und eine damit verbundene Verantwortung. Zum Anderen wurde der Fokus auf die Bildung der Schüler gelegt - als Chance zu einem gelungenem Leben. Die Themen schienen sehr interessant - leider war die Hälfte des Saals aber immer noch ziemlich müde vom Vortrag. Beim Duft des leckeren Mittagessens wurden die meisten aber wieder wach und Franziska und ich haben uns, nachdem wir extra ein Lunchpaket mitbekommen haben, vorerst verabschiedet. Erkenntnis: Wieder einmal habe ich als "fremder Gast" festgestellt, dass mir überall - wenn ich denn achtsam genug bin und den Fokus nicht so sehr auf die Schwierigkeiten lege - hilfsbereite und gastfreundliche Menschen begegnen. Die Mädels haben leider nicht den erhofften ersten Platz belegt, waren allerdings insgesamt zufrieden mit dem Wochenende und ihrem gestärkten Gruppenzusammenhalt.
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August 2018
AutorMarie Griggel |